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Es war einmal...

Oder: Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können!

 

Es ist einer dieser Tage. Die Seuche hat zugeschlagen und man weiß nichts mit sich und dem Tag anzufangen. Die hiesigen Streamingdienste erfüllen auch nur bedingt ihren Zweck: Die Flucht aus der grippalen Tristesse. Also bedient man sich weiterer Optionen, zum Beispiel der Pflege sozialer Kontakte per Whatsapp, dem Durchforsten des Internets nach lustigen Katzenvideos oder man bringt sich bei Facebook auf den neusten Stand. Leider ist die Social Media Plattform auch nicht mehr das, was sie einmal war. Diese ganze Algorithmus-Schei*e, die mir vorkaut, was ich denn wohl unbedingt sehen will... 

 

Und so wird mir natürlich eine ganze Menge Eishockey angezeigt. Derbytime. Klagen über zurückliegende Niederlagen. Die Freude über Siege. Transfergerüchte. Geschehnisse in der NHL sowie den deutschen Ligen. Trainerdebatten. Vereinskrisen. Die Menge an Informationen steigert sich ins Unendliche und immer wieder keimen die Gedanken in meinem Gehirn auf:

 

Warum nicht wir?

 

Der Weg führt weiter auf Youtube. In Erinnerungen schwelgend wühlt man sich durch das Angebot von Videos aus alten Zeiten. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schaut man sich Zusammenschnitte der Vergangenheit an. Ärgert sich über die Bildqualität. Doch wen wunderts, wenn die Bilder in der Saison 2003/2004 entstanden sind? Die Bilder, die einem heute noch allgegenwärtig erscheinen, sind nun knapp 15 Jahre alt. 

 

 

 

"Wir waren jung und stolz, wir hatten nichts zu verliern" - das haben wir erlebt. Gelebt. Wir waren wild und bereit, alles zu geben für den Verein, dessen Farben wir vertreten haben. Geld, Zeit, Energie! Rückblickend mag man nicht auf alles stolz sein. Doch damals war es was wert. Nichts war wichtiger, als am Wochenende in die Eishalle zu gehen. Mit Freunden - wirklich tollen und guten Freunden! - seiner Leidenschaft nachzugehen. Unter der Woche Vorbereitungen zu treffen für die Spieltage oder der Vereinsführung unter die Arme zu greifen. Werbestände betreuen, Inventur in der Geschäftsstelle, spontan beim Ordnungsdienst aushelfen, Unterschriften und Demos für den Bau einer Eishalle in Oberhausen.

 

Ein Kampf, der bekanntermaßen für die Tonne war. Nach dem Motto "Keine Arme, keine Kekse" musste man sich 2006 aus dem Spielbetrieb zurückziehen. Der Mangel einer eigenen Eishalle war der Sargnagel für den Retortenclub, wie ihn heute viele noch - mit Recht - bezeichnen. Die Leute, die dieses Wort abwertend benutzen, vergessen aber immer wieder, dass auch für diesen Retortenclub viele Herzen geschlagen haben. Und horchen diese Personen in sich hinein, können sie es immer noch hören. Ganz leise und schüchtern. Dennoch immer noch irgendwie da. 

 

Heute sieht die Welt natürlich anders aus. Heute sind wir erwachsen. Die Hochzeitsglocken im Freundeskreis haben geläutet, der erste Nachwuchs hat im elitären Kreis das Licht der Welt erblickt. Man hat sein Leben seit damals umgestaltet, auf den Kopf gestellt. Wir haben Jobs, zum Teil Familie. Haben viel Gutes und auch Schlechtes erlebt. Haben neue Hobbies oder neue Vereine. 

 

In meinem Fall Nationalmannschaft und Hoppen. Beides intensiv, insbesondere in Sachen Zeit und Geld. Der Unterschied zum Vereinsleben ist die Möglichkeit, es variabel zu gestalten. Das ist auf der einen Seite etwas gutes, da man sich zu nichts verpflichtet fühlt. Auf der anderen Seite aber auch negativ behaftet, da einem eine gewisse Konstante abhanden gekommen ist. 

 

Aber ein wunderbar positiver Aspekt steht ganz oben: In all den Jahren habe ich so viele tolle Menschen kennengelernt, ohne die ich mir mein Leben heute nicht mehr vorstellen kann oder will. Liebe Menschen, Freunde und solche, die man ohne Übertreibung schon fast als Familie bezeichnen kann. Ich bin so froh und stolz, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein, wo man gemeinsam lachen, feiern, reden, weinen oder mal schweigen kann. Wo das Miteinander das höchste Gut ist. Und wo man Momente und Erinnerungen für die Ewigkeit schafft.

 

Die Zeiten des Oberhausener Eishockeys sind lange vorbei. Hin und wieder klopft die Erinnerung an alte Zeiten an, in denen diese kleine Möchtegern-Ultra-Braut - die zum letzten Heimspiel in Gelsenkirchen Rotz und Wasser geheult hat mit dem Wissen, dass das, was war, niemals wieder sein wird - auf sich aufmerksam macht, weil sie doch nie ganz verschwunden ist. 

 

Dann bin ich kurz traurig. Die Frage nach dem "Warum" bleibt. Doch dann überlege ich, was ich auch ohne Verein wunderbares erleben durfte. Und dann bin ich nicht mehr traurig. 

 

Es ist wie es ist:

Erinnerungen sind richtig und wichtig!

Doch was wirklich zählt, ist hier und heute.

Das hier und heute will gelebt werden, als gäbe es kein Morgen!

Also macht euch bewusst, was war, aber investiert all eure Energie in das, was ist!

Schafft euch euer eigenes Paradies! 

 

Just my two cents...

 

 

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