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#GoForGold - The Cinderella Story! (10)

Das koreanische BBQ

Oder: Nom nom nom! 

 

Wir hatten einen spielfreien Tag, also wurde erstmal gepflegt ausgeschlafen. Auf dem Plan stand am Abend der Zweier-Bob Herren. Am Vortag wurde beschlossen, dass wir es uns am Mittag so richtig gut gehen lassen. Der Hotelmanager hat uns dahingehend unterstützt, dass wir einen Laden mit koreanischem BBQ aufsuchen konnten, wo es Fleisch gibt. Unser Nordkind Klatscher mag keinen Fisch. Soso...

Es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Drei Taxen haben uns am Hotel eingesammelt und zu dem BBQ Restaurant gefahren. Closed. Na toll. Die koreanischen Taxifahrer, allesamt ohne Englischkenntnisse, unterhielten sich hektisch. Unser Fahrer sagte irgendwas von Tunnis... Die Interpretationen/ Pseudoübersetzungen unsererseits gingen von "Steigt aus ihr Trottel, ihr habt Pech gehabt!" über "Geht in den Wald und schießt euch euer Getier selbst!" bis zu "Thunfisch". Hilfeee...

Aber es kam alles anders. Die Herren sind wieder eingestiegen und fuhren los. Nur wohin?! Die Auflösung kam 5 Minuten später. Alternativziel: Anderer BBQ Laden. Auf euch ist Verlass, Jungs! Was würden die dusseligen Deutschen nur ohne euch machen.

 

Als wir das Restaurant betraten, wurde es erstmal so richtig kultig. Im Vorraum war die Ansage: Schuhe ausziehen und Besucherschlappen an. Cool! Beruhigt war ich, als man uns in den linken Gastrobereich geschickt hat. Da gab es Stühle. Rechts hätten wir auf dem Boden gesessen. Das is ja nichts für das alte Kreuz!

 

Dann kamen wieder die typischen  Kommunikationsprobleme. Doch mit Unterstützung aus dem Hotel, dem Google Translator vom Local Reiseleiter und "ach, wir nehmen einfach irgendwas" wurden Rind und Schwein in klassisch europäischen Mengen bestellt. Dazu Reis und Nudeln. Da die Reisegruppe ein Herz für Büggy hat, gab es nicht die Spicy-Variante. On Top acht Bier. Wohlfühlmodus auf Hochtouren!

 

Anschließend ging das Gewusel los. Erstmal wurden die drei Grills am Tisch angeheizt und im Anschluss wurde rangekarrt. Schälchen, Schüsseln, Tellerchen. In Hülle und Fülle, da war irgendwo ein Nest. Den überschüssigen Mist wie Servietten hatten wir schon auf andere Tische ausgelagert aufgrund eines totalen Platzproblems. Dazu kam die Tatsache: Man hatte noch nicht einen Bissen gegessen und trotzdem fühlte man sich irgendwie schlecht. Aber nur irgendwie. Nicht kleckern, KLOTZEN! Warum soll man nicht zeigen, dass es einem gut geht (und warum die Leute am Tisch so gut im Futter sind...) Das Fleisch sah super aus und der Grillgeruch - gegrillt von den Damen des Restaurants - trieb einem Glückstränen in die Augen. Bevor wir zuschlagen konnten, wurde das Fleisch von den Ladies in mundgerechte Häppchen zerstückelt. Mit einer Schere. Messer werden in Korea total überbewertet.

 

Marina war die erste, die sich von der extremen Gastfreundlichkeit der Kellnerinnen überzeugen durfte. Sie zeigten im Detail, wie man denn nun auf typisch koreanische Weise all das isst, was so auf dem Tisch rumliegt ist.

>>Ein Salatblatt, ein Stück Fleisch hinein - gerne getunkt in Gewürze oder Soßen. Dazu irgendein Sprossenzeugs. Zusammenknüllen. Mund auf. Rein. In Marinas Mund. Hier hat man wohl keine Berührungsängste.

 

Ohne es zu ahnen, war ich das zweite Versuchskaninchen. Als die kleine Asia-Frau mir das Salat-Fleisch-Überraschungs-Bündel in den Mund stopfte, schossen mir zwei Gedanken durch den Kopf:

a) Hoffentlich ist nichts Scharfes dazwischen.

b) Warum hatte meine Kellnerin im Gegensatz zu Marinas keine Handschuhe an?

 

Aber ich habe es überlebt und es war KÖSTLICH! Das Fleisch war überragend gut und hatte selbst schon so einen tollen Eigengeschmack, dass es fast zu schade war, es mit irgendwelchen anderen Geschmäckern zu verschandeln. Aber man möchte sich ja einmal quer über den Tisch futtern. Bis auf die offensichtlich sehr scharfen Sachen habe ich das auch getan.

 

Währenddessen wurden immer wieder neue Sachen aufgetischt. Eine Suppe - offensichtlich mit Fisch. Lecker, aber nach hinten raus dann doch zu scharf für meinen Geschmack. Reis in kleinen Metallschalen. Schön pappig, wie man ihn aus der asiatischen Küche kennt (bei unserem Reis würden die armen Leutchen ja mangels normalem Besteck verhungern). Und Nudeln. Ja. Die Nudeln.

 

Eine große Schüssel mit Flüssigkeit, einem halben Ei und grauen Nudeln. Bild siehe unten. Es sah tatsächlich so ekelhaft aus, wie es auf dem Bild rüber kommt. Was man auf dem Bild nicht sieht: Die Nudeln waren zwar nicht scharf, dafür eiskalt. Wow. Beim Probieren ging ein Ekel durch die Reihen. Manche lehnten direkt ab. Ich war neugierig. Und ich muss sagen: Ich fand sie super! Gewöhnungsbedürftig aufgrund der Temperatur, aber sonst wirklich lecker.

 

Irgendwann ging nur leider kein Bissen mehr rein. Das langsame Essen - bedingt durch die Zubereitung am Tisch und die unablässigen Versuche, mit diesen verdammten Stäbchen zu essen (Metallstäbchen sind noch eine zusätzliche Herausforderung) - hat dazu geführt, dass man ein unfassbares Sättigungsgefühl und damit ein erschlagendes Suppenkoma erlebt hat.

 

Zu dumm, dass der Tag quasi erst begonnen hat. Hätte jetzt ein schönes Nickerchen machen können und da war ich mit der Reisegruppe wohl in guter Gesellschaft. Stattdessen sind wir mit dem Bus zum Hotel zurück gefahren (300 *bibber*) und haben uns für unsere weiteren Planungen angemessen eingekleidet.

 

Der Zweier-Bob

Oder: Wir fahren mit dem Bob *träller* 

 

Die Fahrt in die Berge, um unser nächstes Ziel zu erreichen, hat sich irgendwie ein wenig gezogen. Deshalb wurde es so langsam knapp, um pünktlich beim Zweier-Bob der Herren anzukommen. Insbesondere, als wir die Einlass-Schlange gesehen haben. "Auf den letzten Drücker" mag man in Korea wohl sehr gerne. Das Anstehen an sich wäre nicht mal so dramatisch gewesen, auch wenn es lästig war. Was mir den letzten Nerv geraubt hat, waren die Einheimischen, die sich vorher mit Olympia-Andenken eingedeckt haben. Dabei war ein Haarreif, der zwei weiße Ohren hatte. Mit einer flexiblen Feder befestigt, sodass die Ohren sich bei jeder Kopfbewegung der ausgestatteten Person in alle Richtungen bewegt haben. Schnell und hektisch. Wackel wackel wackel. In unserem näheren Umfeld waren round about 50 koreanische Uschis, die sich diesen Haarreif aufgesetzt haben. Wackel wackel wackel. Lasst uns bitte endlich rein!!!

 

Als ich kurz vor einem epileptischen Wackel wackel wackel-Anfall stand, haben wir die Sicherheitskontrolle erreicht. Leider wurde uns dann, als wir das Gelände betreten hatten, wieder schmerzlich bewusst, dass wir in den Bergen waren. Mir zumindest. Flachlandkind, fast Holland. Das einzige, was bei uns mit Bergen zu tun hat, ist der Dr. im Fernsehen.

Das war dann nochmal ein ordentlicher Marsch, bis wir auch nur mal ansatzweise in der Nähe der Bob Bahn waren. Vollkommen verwirrend war, dass uns auch Massen an Menschen entgegen kamen und wir hatten schon Angst, dass die ganze Veranstaltung ins Wasser gefallen sei. Aber wir ließen uns nicht entmutigen. Der Berg ruft! Bei der Abzweigung "Kurve" links , "Ziel" rechts entschieden wir uns für die Kurve und insgesamt muss ich sagen, war es eine gute Wahl. Es war nicht zu sehr gedrängt, wir hatten einen guten Blick auf eine große Leinwand und haben ein ordentliches Stück Bob Bahn gesehen.

 

Zwei Kritikpunkte gab es jedoch: Nr. 1 - man erkannte, dass die Bob Bahn extra für Olympia neu gebaut wurde. Wir standen direkt neben einem Haufen Schutt. Haben die koreanischen Fleißbienchen den Zeitplan wohl nicht ganz einhalten können. Nr. 2 - in unmittelbarer Nähe gab es mal wieder keinen Bierstand. Was ist nur los mit denen...

 

Aber jetzt erstmal das Gefühl genießen und wieder einen Haken setzen auf der Liste der Sachen, die man erlebt hat, von denen man bis dahin gar nicht wusste, dass man sie mal erleben will. Zu Beginn hat man sich erstmal von der Geschwindigkeit berauschen lassen. Die konnte man unmittelbar an der Bahn förmlich spüren. Es war schon sehr beeindruckend, mit welchem Tempo diese Mini-Raketen an einem vorbei gedonnert sind (wie man auch eindrucksvoll auf dem unten angefügten Video erkennen kann).

 

Als man das verdaut hatte, ging die große Challenge los. Wer hat sein Handy im Griff und schafft es, einen Bob in voller Fahrt auf's Foto zu kriegen. Gut, dass das ein oder andere Gefährt vorbei kam, sonst wären einige ziemlich geknickt gewesen. Die Bobs machten ihre Fahrten und die Deutschen waren gar nicht schlecht. Nach den Erlebnissen beim Slopestyle und beim Biathlon wäre es ja schon mal schön, einen deutschen Erfolg hautnah zu erleben.

 

Doch erstmal war Pause angesagt und wir haben uns noch höher auf den Berg geschlagen, um eine Runde Kaltgetränke zu ergattern. Wie üblich eine Schlange von Menschen, die sich in Slowmotion auflöste. Einmal mit Profis. Wenigstens durften wir bei der Bierbestellung helfen, die Dosen in die Becher umzuschütten und haben für den Tragekomfort einen Karton mitbekommen. Herr Gothe durfte schleppen und Marion und ich haben die wilden Touristen davon abgehalten, ihm zu nahe zu kommen.

 

Wieder am ursprünglichen Platz angekommen, genossen wir die Pause. Der Black Forrest Ape und Klatscher haben sich derweil am Ziel umgeschaut, ob das eine Alternative zu unserem aktuellen Platz darstellen könnte. Negativ. "Keine Leinwand" war ein klares Ausschlusskriterium.

 

Marion machte mich unterdessen auf die Gegebenheiten vor dem Toilettenwagen aufmerksam, der in unserer Nähe stand. Durch die Situation, dass wir uns mitten auf/an/in (?!) einem Berg befanden, musste dieser Wagen entsprechend gerade ausgerichtet werden. Das führte am Ende dazu, dass irgendein koreanischer Azubi Holztritte als Stufen für den Eingang zusammen gezimmert hat. Wir haben uns wirklich besorgt die Frage gestellt, wie eine durchschnittliche koreanische Frau es wohl schafft, diesen Toilettenwagen unfallfrei zu betreten geschweige denn wieder zu verlassen.  Es war für uns schon wirklich eine Herausforderung, diese "Stufen" (haha...) zu erklimmen. Lebensgefährlich. Aber hat doch irgendwie funktioniert und die kleinen Menschen waren einfach nicht unser Problem.

 

Wir haben uns lieber auf die Sportveranstaltung konzentriert und das war auch gut so. Das Ende stand bevor und die Deutschen haben sich nach vier Durchläufen an die Spitze gekämpft. Aktueller Stand, wenn es gut läuft: Gold für Deutschland und wir waren dabei. Wow! Also Daumen drücken, weil Kanada noch an den Start gehen musste. Wie der Teufel es wollte, standen drei Kanadier neben uns. Die Spannung konnte man in Scheiben schneiden. Mich hatte es nun auch komplett gepackt, obwohl ich bis dato noch nie irgendwas mit dieser Sportart am Hut hatte. Das Gefühl ist dennoch nicht zu beschreiben, wenn man solch einem Moment mit diesem besonderen Charakter beiwohnen kann. Darf!!!

 

Kanada ging an den Start und obwohl sie so unglaublich schnell wie zuvor waren, zog sich die Abfahrt gefühlt unendlich in die Länge. Der Blick war gebannt auf die Zeit gerichtet. Deutsches Gold ja oder nein? Sieht gut aus, .. doch nicht. Doch. Ziel! Kanada 1. Deutschland 1. What??? Alle jubelten, hielten dann jedoch direkt inne. Was ist passiert? Es herrschte große Verwirrung, sowohl bei uns als auch bei den drei Kanadiern.

Doch irgendwann löste sich das Rätsel: Doppelgold für Deutschland UND Kanada. Da gab es kein Halten mehr, alle freuten sich, wir fielen uns in die Arme. Egal ob Rot-Weiß oder Schwarz-Rot-Gold. Ein berauschendes Erlebnis, das auch keinen Abriss fand, als sich die Ränge so langsam leerten. Wir blieben stehen und genossen die Situation in vollen Zügen. Deutsche, Kanadier, Koreaner und viele andere, die vom Berg aus an uns vorbei pilgerten, riefen euphorische Gratulationen, es hagelte High Fives und Umarmungen. Alle waren happy und es war einfach schön.

 

Das war er also: Der erste deutsche Live-Erfolg bei Olympia mit einem historischen Moment in Form des Doppelsieges in vier Durchläufen in einer Sportart, die mir bis dahin so fern war (und es vermutlich auch bleiben wird). Aber es war einfach spannend, packend, bewegend, überragend und wird unvergessen bleiben!

 

Yeah! Jetzt aber mal wieder los Richtung Tal...

Der VIP-Ausweis

Oder: Kein Mensch ist illegal.

 

Wieder unten angekommen, haben wir den Ausgang angepeilt. Da uns wieder eine halbe Weltreise mit den Shuttlebussen bevor stand, haben Marion und ich kurzerhand noch Toiletten gesucht. Bei den putzigen Volunteers nachgefragt, die einen schrägen Blick auf die Ausweise geworfen haben. Wie es sich für die Asiaten gehört: Fotooo!!! Immerhin haben sie uns dann auch gezeigt, wo es zu den Toiletten geht.

 

Beim Verlassen wuselten die Volunteers wieder auf uns zu inkl. irgendwelchen Männeken mit Security Dress. Aha. Wieder ein Blick auf den Ausweis, Fotos gemacht. Ehe wir uns versahen, hatte man uns eingekesselt und am Weitergehen gehindert. Wir mögen doch bitte warten, der Security Chef sei informiert. Alter?

 

Ca. 300 Versuche, den Jünglingen mit den Security Jacken - die zum Glück ein wenig Englisch konnten - erklärt, dass der Ausweis nur ein Gag ist. Erklärt, dass "BEER" und "DEB" wohl kaum auf offiziellen Ausweisen drauf stehen würden. Erklärt, dass wir die Dinger nur zum Spaß tragen und unsere Tickets wie jeder normale Besucher käuflich erworben haben. Das Angebot, die Ausweise einzusacken und zu verschrotten wurde auch konsequent abgelehnt. Keine Chance auf Klärung. Der kleine Bruce Lee, der die Machtposition eingenommen hatte (und sichtlich genoss), wollte ein wenig aufmucken. Wir haben dann mal unsere Reisegruppe dazu geholt, damit wir hinsichtlich Qualität und Quantität überlegen waren. (Die Feiglinge haben natürlich erstmal ihre Ausweise verstaut, damit Marion und ich die einzigen Trottel waren, die unter Beschuss standen! ;-) )

 

Erneute Erklärungsversuche. Dann wurde der Local Reiseleiter irgendwann ungehalten und wollte die Polizei dazu holen. Wollte die Security nicht. Ach. Dann wollte er ein Foto von deren Ausweisen machen. Wollte die Security nicht. Aha. Dann wollte die Reisegruppe geschlossen gehen. Da wurde es ein wenig hektisch. Haben dann nochmal in aller Seelenruhe auf den pubertierenden Sprössling eingeredet, aber er fühlte sich wohl wie Hulk. Sabbelte in einer Tour davon, dass das ja verboten ist, plusterte sich unnötig auf und verwies in einer Tour auf den Security Manager. Ja, fein gemacht. Wann kommt der Herr denn? Wir essen zeitig.

 

Irgendwann tauchte ein ruhiger, älterer Herr auf. Ca. 1,50 hoch. Wie süß ist er denn? DAS ist also der Security Chef. Der Jüngling, der sich die ganze Zeit aufgespielt hat, instruierte den Kollegen kurz auf koreanisch. Daraufhin drehte sich der Chef zu uns um.

Ob wir die Ausweise benutzt hätten?

Nein.

Ob wir Tickets hätten?

Ja

Ob wir ihm die Tickets zeigen könnten?

Ja.

Das mit dem Ausweis ist nicht erlaubt wegen dem Logo.

Ok. Wir können sie abgeben.

Ok. Danke.

Gerne. Danke auch.

Schönen Abend noch.

Gleichfalls.

 

Geht doch. Dafür der bestimmt zwanzigminütige Trouble mit diesen Möchtegern-Türstehern.

Bye bye Ausweise.

Bye bye koreanisches Sicherheitsgefängnis.

Bye bye Berge!

 

Wir fahren jetzt mal zum Hotel.

Der Soju wartet.

 

...to be continued...

 

 

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