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#GoForGold - The Cinderella Story! (11)

Der Weg ist das Ziel

Oder: Fishy fishy fishy! 

 

Gameday gegen die Schweiz. Qualifikationsspiel. Doch bis es soweit war, mussten wir den Tag noch mit kurzweiligem Inhalt füllen.

 

Ich erwähnte bereits, dass wir unser Quartier in Hafennähe bezogen haben. Das führte in der gesamten Olympiazeit dazu, dass man an allen Ecken mit dem Thema "Fisch" konfrontiert wurde. Auf wirklich viele verschiedene Arten. Abgepackter Trockenfisch in Hülle und Fülle, trocknender Fisch am Straßenrand auf Wäscheständern, noch zu trocknender Fisch in Aquarien und überdimensionale Fische zu Dekorationszwecken.

 

Das brachte uns zu der einzig logischen Konsequenz: Wir müssen wohl mal Fisch essen gehen. Ziel war ein Restaurant, das direkt bei uns um die Ecke gelegen war. Der Koreaner (!!!), den der Black Forrest Ape wie durch ein Wunder entdeckt hatte. Ich erwähnte es zu Beginn.

 

Irgendwie sagte uns der Laden dann aber doch nicht so recht zu und wir unternahmen einen Trip durch die Straßen in unserer Umgebung auf der Suche nach einem passenden Fisch BBQ Schuppen. Leider war dieser Ausflug weniger von Erfolg gekrönt. Eine sehr freundliche Volunteerdame führte uns dann einige Straßen weiter zu einem Laden, bei dem es jedoch wie am Vortag nur Fleisch gab.

 

Da wir von Natur aus soziale Wesen sind, haben wir uns gegen diese Option entschieden, da Pistazie, Hägar und Klatscher aufgrund unser Fischrestaurant-Pläne die Flucht Richtung Olympiadorf angetreten haben. Aber hier kommen wir bestimmt nochmal vorbei!

 

Am Vortag hatten wir uns bereits vom Hotelmanager beraten lassen. Er hatte uns ein Restaurant am Meer empfohlen, wo er regelmäßig selbst zum Essen hin geht. Leider hatten wir weder einen Namen, noch eine Adresse und zu allem Elend war der Chef außer Haus. Da die Rezeption nur mit Personen besetzt war, die in der Schule beim Englischunterricht gefehlt haben, hat uns da auch keiner weiter helfen können. Aber der local Reiseleiter hat sich nicht unterkriegen lassen, zückte sein Smartphone und mit einem liebevollen "Chef anrufen" wurde dieses Problem auch gekonnt gelöst.

 

Der Koreaner an der Rezeption wurde angewiesen, Taxen zu bestellen und diese zu einer bestimmten Adresse zu schicken. Diesmal lernten wir den Spruch "Vorbeugen ist besser als auf die Schuhe kotzen" kennen. Am Meer  angekommen, waren dort zwar einige Etablissements, die einem Restaurant irgendwie ähnlich waren. Aber da wir immer noch keinen Namen kannten und der verbliebene Taxifahrer sowie die Dame des vermeintlichen Restaurants der englischen Sprache nicht mächtig waren, standen wir etwas doof da. Die Restaurant-Lady gestikulierte nicht sonderlich einladend und da waren wir. Taxen weg. Hungrig. Am Arsch der Heide. Aber wenigstens war der Ausblick hübsch...  

 

Das Fischrestaurant

Oder: Ich bin zu alt für den Scheiß! 

 

Während die Kollegen Pistazie, Klatscher und Hägar dem Fisch entsagt hatten zwecks Merch und Fotoshootings und definitiv erfolgreicher waren, haben wir den Weg angetreten in die Richtung, wo unser Hotel war und hofften, auf dem Weg ein Restaurant zu finden, in dem wir uns endlich unserer Fischsehnsucht hingeben konnten.  

 

Wir kamen auch an diversen kleinen Läden vorbei, die Fisch anboten. Allerdings war man sich in der Reisegruppe einig, dass es bitte auf irgendeine Weise gegarter Fisch werden sollte. Das stellte die Suche dann etwas komplizierter dar, weil die erwähnten Restaurants alle nur mit rohem Fisch aufwarteten.

 

Schließlich waren wir doch endlich erfolgreich. Ein großes einladendes Restaurant mit gegrilltem Fisch auf der Karte. Der Google Übersetzer führte uns auch zum nötigen Erfolg, bis man uns zurück gemeldet hat: Leider alles reserviert. Interessant, da der ganze Laden bis auf einen Tisch bis dahin frei war. Aber der Frust nahm unwillkürlich ab, da uns die dort beschäftigten Ladies auf die nächste Reise schickten. Ziel war eine Alternative, die ebenfalls Grilled Fisch anbot. Als wir mit dem Taxi an unserem Hotel vorbei gefahren sind und kurz danach der Taxifahrer Halt machte, waren wir geneigt, ein wenig genervt zu sein. Aber der Hunger und die Vorfreude waren stärker.

 

Als wir das Restaurant betraten, staunten wir nicht schlecht. Es war bereits für uns eingedeckt - man hatte uns scheinbar erwartet. Wie beim BBQ galt es erneut, die Schuhe auszuziehen. Hier gab es jedoch keine Latschen, also wackelten wir auf Socken zu unserem Tisch. "Tisch". Etwa die Höhe eines durchschnittlichen Wohnzimmertisches. Stühle gab es nicht. Also durften wir klassisch koreanisch speisen. Auf dem Boden. Spoileralarm: Das ist wirklich wirklich WIRKLICH unbequem auf Dauer.

 

Aber egal, es war einfach kultig. Die Kellnerin war unglaublich herzlich und zuvorkommend, konnte einen kleinen Hauch Englisch und der Rest wurde mit Händen und Füßen oder Google geregelt. Ein Blick auf die Karte und die Bestellung wurde fix aufgegeben. Die Auswahl war mit drei Sachen entsprechend überschaubar. Fisch und Bier. Herrlich. Während der Fisch auf dem Grill lag - diesmal nicht am Tisch sondern in der offenen Küche - lief uns das Wasser im Munde zusammen, während wir immer noch versuchten, die passende Sitzposition zu ermitteln. Autsch.

 

In unserer unmittelbaren Nähe saß eine Familie mit drei Erwachsenen und drei Kindern, die kurz nach unserer Ankunft ihr Essen bekommen haben. Ich konnte nicht anders und glotzte unablässig und fasziniert rüber, wie diese Zauberer mit einer Leichtigkeit ihr Essen zu sich genommen haben. Mittig vom Tisch standen die gegrillten Fische und alle bedienten sich von diesem Teller, in dem sie mit den Metallstäbchen Stücke von den Gräten zupften. Okay, ich bin neidisch. Währenddessen versuchte ich im Detail herauszufinden, wie die koreanische Familie diese schweren, am Ende schmaleren Stäbchen in den Händen hält, um es zu kopieren. Meine Versuche mit dem Kronkorken  von meinem Cass scheiterten kläglich. Naja, wird schon.

 

Nach und nach füllte sich dann auch unser Tisch. Erneut im "Korean Style" 2839 Schalen mit unterschiedlichstem Inhalt. In die Mitte unserer zwei Tische je ein Teller mit Fisch. Diese wurden dann noch von der netten Kellnerin am Tisch entgrätet - mit Händen und Schere. Wieder diese Schere. Auch sie zeigte uns diverse Tipps und Tricks, was man wie in welcher Kombination zu sich nehmen sollte. Jup als bekennender Stäbchenlegastheniker fragte höflich nach einer Gabel und bekam eine pinke Mini Mouse Kindergabel. Du bist nicht du, wenn du hungrig bist...

 

Der Fisch war hervorragend! Die Kombination mit anderen Sachen spannend. Das Essen stellte sich schon ein wenig kompliziert dar, weil nun neben der Stäbchenproblematik - die bei Fisch noch stärker zu Tage getreten ist - das Sitzen auf dem Boden im Laufe der Zeit schon ein wenig ätzend wurde. Man war so auf sich selbst fixiert, dass die belustigten Blicke von der Familie ob unserer Dämlichkeit beim Essen einen gar nicht mehr gejuckt haben. Doch am Ende waren alle satt und zufrieden und fällig für eine Runde Krankengymnastik.  

 

Als wir es dann endlich geschafft hatten, uns wieder in unsere Schuhe zu zwängen, war der Weg zum Hotel eine willkommene Abwechslung für den Rücken. Jetzt galt es, sich in die Eishockeyklamotten zu schmeißen. Wir hatten schließlich ein Date mit unseren neutralen Nachbarn!

 

#AllesAufSieg

 

 

Der Zwischenstop

Oder: Dancing in the Moonlight!

 

Die Reise nach Kwandong verlief ohne große Hürden und es ging auf direktem Weg in die Moonlight Bar. Heute stand alles unter dem Motto #SpieltSoWieWirSaufen, da mussten wir nach dem Frühschoppen definitiv eine Schippe drauf legen. Der Kellner hatte glänzende Augen, als wir mal wieder auf der Matte standen. Die Bestellungen liefen wie üblich, Pitcher und Soju. Vorsichtshalber wurden noch einige Snacks geordert. Wer weiß, was der Tag noch so bringt.

 

Neben den klassischen RGH-Leuten durften wir auch Jennie, Haske, Buchmann und den Quoten-Ossie in der Moonlight Bar begrüßen. Alle stimmten ein in das Tagesmotto, außer der Dresdener. Statt Bier oder sonstigen alkoholhaltigen Schmankerln bestellte er sich eine Fanta. Ein FANTA. Really? Wir wurden informiert, dass Sascha konsequent vor Eishockeyspielen keinen Alkohol konsumiert. Lustige Geschichte. Eindeutig ein Novum in unseren Kreisen. Aber er wird schon wissen, was er tut. Dazu hatte er leckere Kekse im Gepäck. Jammi. Kann er öfters mitbringen.

 

Mittlerweile waren wohl auch die Sportfans in Deutschland wach geworden. Es dauerte nicht lange, bis mein Handy heiß gelaufen ist. Hintergrund: ARD-Einspieler zum heutigen Olympia-Tag. Büggy in Großaufnahme. Nur kurz, dafür intensiv. Verdammt. 

Die Szene hätte nicht schlimmer gewählt sein können. RGH-Trikot, Cap quer. In der Einstellung würde ich sogar, wenn ich es nicht besser wüsste, mit tiefster Überzeugung drauf wetten, dass ich eine Jogginghose trage. Eigentlich war es im Norwegenspiel nur eine kurze Situation, die irgendein sadistischer Kameramann eingefangen hat: Musik in der Halle, irgendein Hip Hop Dreck. "Marina, lass uns mal so richtig abgeeeeeeeeeeeeeeeehn!". Ja, tja. Shit happens.  Ruhrpott-Style aller erster Güte! 

 

Der ARD-Einspieler

Ruhrpott meets Korea!

Das Qualifikationsspiel

Oder: Offene Rechnung zu bezahlen in 3...2...1...

 

Derweil hatten wir uns gestärkt, aufgeregt und voller Vorfreude in Richtung Halle aufgemacht. Auf dem Weg liefen wir noch einigen deutschen Fans in die Arme, die sich nach einem kurzen Gespräch als Angehörige herausstellten. In Persona Mama und Papa Ehliz, wunderbare Menschen! Nach einem kurzen Plausch und einem Gruppenfoto ging es weiter. Das übliche Gezetere mit den Fahnen, die übliche Suche nach einem deutschen Block. Wieder wurde es die Kurve. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

 

Dann packte uns erneut voller Wucht diese Anspannung. Das Flair. Die Magie.

Diese geballte Energie wurde Fangesänge investiert.

Top oder Flop.

Alles auf Sieg.

Geschichte schreiben.

Immerhin ging es um den Viertelfinal-Einzug!

Um den olympischen Viertelfinal-Einzug!

Oh, wie wär das schön.

Als besonderes I-Tüpfelchen: Die Entscheidung ausgerechnet gegen die Schweizer. Ob man die rohe Auseinandersetzung aus 2010 noch spüren wird?

 

Ja!!!

 

Das Spiel wurde angepfiffen und sechs Sekunden (!!!) später lag Ehrhoff nach einem brutalen "Ellbogen vs. Kopf"-Check durch Almond am Boden. Für uns die großartige Gelegenheit, einfach total auszurasten und alle Schimpfwörter aufzubringen, die uns spontan eingefallen sind. Die Konsequenz: 5 + Spieldauer für den Ricola-Blödmann! Tschöö!

 

Ehrhoff ging total weggetreten vom Eis und wir hatten alle Chancen dieser Welt, den Schweizern direkt mal eine Ansage zu machen. Dank Pföderl ist es auch in der zweiten Minute gelungen: 1:0! Der Jubel war enorm! Mehr Kapital konnten wir jedoch aus der Überzahl nicht schlagen. Obwohl es auf dem Eis und auf den Rängen eine gute deutsche Leistung war, mussten wir im zweiten Drittel die bittere Pille des Ausgleichs schlucken. Egal. Weiter machen!

 

Leider war im weiteren Spielverlauf kein deutsches Tor mehr drin. Eins von den Schweizern aber glücklicherweise auch nicht. Ein torloses letztes Drittel ist schon sehr anstrengend für Stimme und Gemüt. Beides konnte allerdings ein wenig gepflegt werden mit Dosenbier! Hach, der Ausschank in Kwandong war schon um Längen besser als in Gangneung. Da bekommt man echt Heimatgefühle. Aber immer in die Becher schütten. Jap jap jap.

 

Wie schon gegen Norwegen wurde also die reguläre Spielzeit mit einem Unentschieden beendet. Wieder Overtime. Wieder lagen die Nerven im Block blank. Lasst uns gemeinsam ein Wunder erleben. Zeigt den Schweizern, dass die Deutschen eine harte Nuss sind. Wie würde Atze Schröder sagen: Zeigt ihnen, wo der Frosch die Locken hat!

 

Noch einen letzten Schluck Bier, bevor es heißt: Rache ist süß?!?

 

An dieser Stelle verweise ich gerne auf die Möglichkeit, dass man alle Spiele noch einmal in seiner Reinform im Internetz gucken kann:

http://pyeongchang2018.iihf.hockey/men/full-games/

Jetzt natürlich ganz besonderes Augenmerk auf den Link zum Quali-Spiel:

http://pyeongchang2018.iihf.hockey/men/game-22-switzerland-germany/


02:03:20: Anpfiff.

Start der Overtime. Macht es Jungs! Nur ein Tor muss her!

 

02:03:41: Abpfiff.

Bully im Drittel der Schweizer.

Man achte auf die Szenen an den Trainerbänken.

Fischer. Nervös. Angespannt. Grimmiger Gesichtsausdruck.

Schwenk.

Sturm. Ein breites Lächeln in diesem doch sehr gut gelungenen Gesicht. Entspannt. Voller Freude.

Die Anmerkung des Kommentators: Sturm hat ein Lächeln im Gesicht. Ob er etwas weiß, was wir nicht wissen?

 

02:04:08: Anpfiff.

Mauer holt sich den Puck, gibt ab an Kahun (KAHUN KAHUN KAHUN!). Der zieht ab und Seidenberg verwandelt den Abpraller!

 

02:04:20: TOR!

Nach 26 Sekunden! Sturm wusste wohl doch mehr als wir!

TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR!

VIERTELFINALE!

Der deutsche Block ist eskaliert.

Diesmal auf eine gute Weise! Freudentaumel im wahrsten Sinne. Mir hat's im Umarmungswirbel die Beine weggezogen und unter Henne und Pistazie begraben auf einem Stadionsitz blieb mir die Luft weg. Allerdings vor lauter Freude! (Möchte ja niemandem zu nahe treten!) Videobeweis aus Sicht des Eskalationsblocks siehe unten!

 

02:05:12: Die legendäre Szene: Pistazie, der vor lauter Glück weint (womit er eindeutig nicht alleine war) und Marion ihn tröstet.

DAS Bild, das wohl am besten die Gefühle der Situation widerspiegelt.

VIERTELFINALE!

Einfach nicht zu fassen!

Übrigens: Das erste Mal wieder seit 16 (!) Jahren!

  

Der Rest des Abends ist schnell erzählt. Nach Hause wollte niemand. Also ging es kurzerhand zurück in die Moonlight Bar! Heute ist alles egal. Heute wird gefeiert, als gäbe es kein Morgen! Sascha konnte sich nun auch ein entsprechendes Kaltgetränk gönnen. Vielleicht war an der Fanta ja was dran. Wir sollten das im Auge behalten.

 

Nach Wein, Weibern und Gesang brachen wir irgendwann in Grüppchen per Taxi zum Hotel auf. Das mussten wir erstmal verarbeiten. Am nächsten Tag stand immerhin das Viertelfinale auf dem Plan. Erneut gegen die Schweden. Wir brauchen TICKETS! Aber da kümmern wir uns morgen drum.

 

Gute Nacht.

#GeschichteSchreiben

#Viertelfinale

 

MAKE GERMANY GREAT AGAIN!

 

...to be continued...

 

Die totale Eskalation

Jubelstürme beim Overtime-Tor aus der Block-Perspektive!

 

Achtung Verwechslungsgefahr

Gruppenfoto der Olympiahhelden. Und die DEB-Auswahl. # SeidenbergStyle

 

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