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#GoForGold - The Cinderella Story! (12)

Die Gewohnheit

Oder: Same procedure as every Gameday! 

 

VIERTELFINALE!

Ich erwähnte es bereits. Die Freude über den gestrigen Sieg fand einfach keinen Abbruch. Wir schwebten auf Wolken der Glückseligkeit! Auf diesen Wolken - wenn auch etwas angeschlagen - ritten wir los Richtung Moonlight Bar, da auch dieses Spiel in Kwandong stattgefunden hat. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier! Zugunsten der Einstimmung haben wir am Vortag ausgemacht, dass der Laden bereits um 17:oo Uhr die Tore öffnet. Tickets waren geordert. Ein Hoch auf das Internetz.

 

Den Vorabend noch etwas in den Knochen, gaben wir die Bestellung auf. Katerfrühstück und Kontergetränke. Und Cola. Auf unserem Tisch stand tatsächlich Cola. Ja, der Sieg gegen die Schweiz hat seinen Tribut gefordert. Aber das kriegen wir schon wieder hin.

 

Aus reiner Neugier hatte ich mich diesmal bei der Essensauswahl für Fried Chicken (von diesem süß-sauer lasse ich mich nicht mehr verarschen) mit Selfmade Rice Balls entschieden. Zu dem Zeitpunkt war mir allerdings eine Sache nicht bewusst: "Selfmade" bedeutete nicht, dass der Koch sie selbst zubereitet hat. Vielmehr stand dieses Wort für: "Du bekommst eine Schüssel mit Reis, irgendeiner Soße mittendrin, grünen Blättchen oben drauf, dazu einen  Stoffhandschuh und einen Einweghandschuh, damit du dich nicht komplett einsaust und dann kannst du dir deine Reisbällchen bitteschön selbst machen!". Der Kellner war so lieb und erklärte mir die Zubereitungsform inkl. der Handschuhthematik und dann ging die Matscherei los. In jedem gesitteten deutschen Restaurant hätte man mich hochkant vor die Tür gesetzt. Hier war diese Art des Essens vollkommen normal. Großartig! Und lecker war es auch - von der Soße, die natürlich scharf war, mal abgesehen.

 

Zum Essen gab es noch eine Zugabe aufs Haus: Makgeolli. Wikipedia sagt: "Ein naturtrübes alkoholisches Getränk aus Korea mit einem Alkoholgehalt von etwa 6-7%. Es wird aus Reis unter Zugabe von Wasser, Nuruk (Weizen oder Reis mit Aspergillus oryzae-Kulturen) und Hefe hergestellt, ist nur grob gefiltert und daher milchig-weiß und von mildem, leicht säuerlichen Geschmack." Angerichtet in einer Suppenterrine mit Schälchen und Schöpfkelle. Ich fand es lecker. Der Rest hat die Brühe nicht angerührt. Gut für mich!  

 

Der Fanta-stische Sascha war auch wieder am Start. Aberglaube ist auch ein Glaube. Fanta und Glückskekse! Da steht diesem Spiel ja nichts mehr im Wege. Diesmal wurde er auch nicht mehr belächelt sondern bestätigt in seinem Vorhaben! Alles für den Dackel, alles für den Club!

 

Die Stimmung war ausgelassen, man hatte ja nichts zu verlieren heute. Viertelfinale bei Olympia erreicht. Die Planungen sind aufgegangen. Trotzdem lag ein unterschwelliges Knistern in der Luft. Rückblickend betrachtet wäre im Gruppenspiel gegen  Schweden schon was drin gewesen. Was wäre wenn? Die Chancen standen gut für uns. Die Jungs können frei aufspielen. Den Schweden geht vermutlich der Ar*** auf Grundeis. Oder aber, sie weisen uns in die Schranken. Als amtierender Weltmeister haben sie kürzlich wieder bewiesen, dass skandinavisches Hockey gutes Hockey ist.

 

Aber wir lassen uns überraschen. Noch eine Flasche Soju zur Stärkung für den Weg und auf geht's zur größten Aufgabe, die wir je zu bezwingen hatten!

 

Oder mit Jups Worten: Freilos...

 

#AllesAufSieg

Der Wahnsinn!

Oder: We have a f***ing good goal! 

 

Halle erreicht. Fahnendiskussionen. Deutscher Block. Spieltäglich grüßt das Murmeltier. Mit dem Unterschied, dass wir heute im olympischen Viertelfinale (!!!!!!!11elf!) stehen. Einmal tief durchatmen und der Situation bewusst werden. Nach 16 Jahren endlich wieder ein olympisches Viertelfinale und die Deutschen sind dabei. Wir sind dabei! Irgendwie noch immer nicht richtig zu glauben. Aber wahr! Es wurde zur Pflicht, den Moment zu genießen und doch alles zu geben, um den Jungs auf dem Eis den siebten Mann zur Seite zu stellen. Mit RGH, EKG, Sascha, Buchmann, Haske und Ferdinand - sowie der Fanta und den Glückskeksen (hallo Universum, wir könnten ein wenig Hilfe gebrauchen!) - könnte einiges möglich sein!

 

Und was soll ich sagen, das war es. Nach 13:0 Torschüssen und einem 2:0 durch Ehrhoff und Noebels innerhalb von 29 Sekunden (ESKALIEREN!!!) ging es in die Pause. Alter Falter. Surreal. Das kann alles nicht wahr sein. Das war so dermaßen unwirklich. Die Drittelpause dümpelte einfach so dahin und die Wolken, auf denen wir schon nach dem Qualifikationsspiel schwebten, verfestigten sich und hüllten uns ein wie Watte. Traumhaft bequeme, kuschelige Watte. Watte aus Hoffnung gemacht. Aber da wir schon das ein oder andere Eishockeyspiel erlebt haben, die uns bewusst gemacht hatten, dass ein 2:0 in diesem Sport so gar nichts heißt, wollten und konnten wir uns nicht ausruhen. Alles war möglich. Auch ein brutaler Rückschlag durch die Tre Kronor.

 

Abwarten. Mit Sixpacks bepackt ging es zurück in den Block. 22 Fans, ein Ziel! Alles geben gegen den amtierenden Weltmeister in blau-gelb. Mit der Underdog-Glückseligkeit konnten wir dem Event auch ein wenig Humor abgewinnen. "Macht sie alle, schießt sie aus der Halle!" fanden wir durchaus angemessen. Es war eine Feststellung, eine Bitte, eine Forderung! Der Wunsch nach mehr. Im zweiten Drittel bäumten sich die Schweden auf. Machten Druck. Sie wollten punkten, konnten aber gegen ein kämpferisch überragendes deutsches Team und aus den Birken, einem erneut spitzenmäßigen Schlussmann, nichts raus holen. Super Deutschland Olé!

 

Torlos ging es in die Pause. Weiterhin 2:0. Der absolut Irrsinn. Ob wir doch träumen? Nein. Es war kein Traum. Das hier war die pure Realität. Eine zuckersüße Realität mit einem halben Zeh im Halbfinale. Doch soweit wollten wir dann noch nicht denken. Schritt für Schritt. Drittel für Drittel. Minute für Minute. So machten wir uns bereit für das alles entscheidende Drittel. Während man uns zu Beginn des Spiels noch zum Sitzen zwangsverpflichten wollte, gab es nun kein Halten mehr. Wir für euch und ihr für uns! Erfüllt euch einen Traum, Jungs! Erfüllt ihn Deutschland! Erfüllt ihn uns! Make Germany great again.

 

Die Spannung im Block konnte man schneiden, während das letzte Drittel angepfiffen wurde. Nach 6:25 Minuten klingelte es. Leider war es Danny aus den Birken, der beim 2:1 Anschluss der Schweden hinter sich greifen musste. Mist. Aber auf unsere Jungs war Verlass. Keine zwei Minuten später war es Kahun (KAHUN KAHUN KAHUN!), der zum 3:1 erhöhte. Geil! Party pur im Deutschen Block. Schalalalalalalaaaaa... Dominic Kahun, Dominic,.. DOMINIC KAHUN! Weiter, immer weiter.

 

Doch wie es so ist bei den Underdogs. Mit Erfolg kommen sie nicht so richtig klar. Sind sie dem Sieg zum Greifen nahe, stehen sie sich selbst im Weg. So auch in diesem glorreichen Viertelfinale. Deutschland in Unterzahl - Schütz musste sich kurz ausruhen - und die Schweden nutzen die Gelegenheit zum erneuten Anschluss durch einen Schlagschuss in der 50. Minute. Jetzt nicht unterkriegen lassen.

 

52. Minute.

Ausgleich.

Verdammte Scheiße.

 

Noch acht Minuten zu spielen. Schweden machte Druck. Die Deutschen wirkten etwas überrumpelt ob des Spielverlaufs, ließen aber keinen weiteren Treffer zu. Endstand 3:3. Nach dem Norwegen- und dem Schweizspiel war in Sachen Nervenkostüm eine Overtime eigentlich keine Option. Aber hier standen wir nun. Im Viertelfinale gegen den Weltmeister nach einem heraussagenden Spiel mit der Option, in der Overtime doch noch das Wunder zu schaffen.

 

Angeschlagen, außer Atem und vollgepumpt mit Adrenalin bis in die Haarspitzen nutzten wir im Block die kurze Pause zur Regeneration. Was wäre wenn... Keine Ahnung. Oh du heilige Fanta, steh uns bei! Und nach 90 Sekunden sollte die Welt um uns herum zusammenbrechen - aufgrund des ekstatischen Jubels im deutschen Block. Reimer stocherte den Puck in das schwedisch gehütete Tor und der Jubel war groß! Bis der Referee den Videobeweis einforderte. Oh nein. Bitte nicht. Herr im Himmel, sei uns gnädig. Arm in Arm und mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst warteten wir auf den Herrn in schwarz-weiß. Und warteten.. und warteten.

 

Längster Videobeweis aller Zeiten!!!

 

Bei der Erinnerung an diesen Moment und beim Niederschreiben dieser Zeilen ertappe ich mich wieder dabei, wie ich eine Gänsehaut bekomme. Der Schiedsrichter kommt zurück. In Slowmotion. Ich würde heute schwören, dass er noch eine Rauchen war. Dann die entscheidenden Sekunde. Tor ja oder nein. Halbfinale ja oder nein. Wunder ja oder nein?! Tu es, Typ! Zeig es an. Sag, dass Reimer der Held des Tages werden kann. Es war nicht auszuhalten.

 

LÄNGSTER VIDEOBEWEIS ALLER ZEITEN!!!

 

Schiedsrichter zeigt in die Mitte. Tor für Deutschland. We have a good goal. WE HAVE A FUCKING GOOD GOAL!

 

Alle rasteten vollkommen aus!

Gänsehaut.

Tränen.

Jubelstürme.

 

Die Jungs haben es geschafft. Der absolute Wahnsinn! Es gibt keine Worte, die diesen Moment so beschreiben können, wie wir es erlebt haben!

 

Die Party in der Halle über den Sieg brach alle Rekorde. Den Jungs auf dem Eis konnte man förmlich anmerken, dass ihnen nach dem Tor ein riesiger Brocken vom Herzen gefallen sind. Sie haben eine Sensation vollbracht und standen damit vollkommen verdient nach einem reißerischen Kampf im Halbfinale. Halbfinale. H-A-L-B-F-I-N-A-L-E. Der Eishockeygott, die heilige Fanta und die Freilos-Vorhersage meinten es gut mit uns! Wir verabschiedeten das Team, einige Athleten, einige Schweden, machten noch Fotos und umarmten fremde Menschen. Dann schlenderten wir so langsam Richtung Hotel. Die Feier wurde wegen dem morgigen Programm in die berühmt berüchtigte Hotellobby verlegt, wo wir darüber debattieren konnten, dass realistische Planung ein Arschloch ist. Dazu aber später mehr.

 

Jetzt noch ein wenig das Geschehene genießen!!! <3

 

#WirFürEuchUndIhrFürUns

#FantaStisch

#DEBakelWarGestern

#SturmMachtAllesRichtig

#WeHaveAGoodGoal

#ReimerIstSchuld

#WieGeilIstDasDenn

#WillstDuMichVerarschen

 

...to be continued...

 

  

Der Jubel!

Oder: Super Deutschland, super Deutschland, super Deutschland olé olé! 

 

Der Videovergleich

Oder: Gähnende Langeweile vs. absolute Explosion!

 

Uns war - hoch lebe WiFi - durchaus bewusst, was in Deutschland abgegangen ist. Daher haben wir es uns nicht nehmen lassen, die nächsten beiden Tage sämtliche Videos zu diesem historischen Moment zu verschlingen, um das Erlebte irgendwie verarbeiten zu können.

 

Spannend ist, sich die Unterschiede bei den Kommentatoren vor Augen zu führen. In diesem Falle konkret die Übertragungen von ZDF, ARD und Eurosport in der entsprechenden Emotionsreihenfolge.

 

ZDF:

6 Minuten Video - alle Tore. Beim Kahun Tor war der Herr Kommentator wenigstens noch einigermaßen emotional.

Ab Minute 4:25 kommt die Szene des Spiels. Reimers Tor, Videobeweis, Warterei, good goal.

Beim Tor selbst hat der Kollege sich noch zu einem Hauch Glücksgefühl hinreißen lassen

Die Analyse überzeugt einen bedingt, die Ruhe geht nahezu gar nicht  und der endgültige Jubel nach dem Videobeweis ist schon fast unwürdig.

 

ARD:

Felle als Co-Moderator. Jubel beim Tor, größerer Jubel bei der Wiederholung. Die Freude wird spürbar und ein Funke springt über! Auch wenn mir die Wartezeit etwas zu trocken ist. Vielleicht der Berliner Style?! Zumindest gab es dann noch ein wenig Emotion, nachdem das Tor gegeben wurde!!!

Eurosport:

Das Maß aller Dinge in Sachen geile, emotionale, mitreißende Sportkommentatoren. Ehelechner und Leinauer. Echte Typen. Echte Emotionen. DAS Video der Spiele! Mehr will und kann ich dazu nicht sagen. Gucken und genießen!

 

[Leider ist das Video nicht sonderlich qualitativ, mal sehen, wie lange es online bleibt. Hängen wohl so einige Rechte dran *hüstel. Aber notfalls gibt es hier einen Teil davon im Zusammenschnitt: https://www.eurosport.de/eishockey/pyeongchang/2018/olympia-2018-der-spielfilm-zum-eishockey-hammer-schweden-deutschland_vid1067386/video.shtml ]

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