· 

#GoForGold - The Cinderella Story! (13)

Der Plan

Oder: Let's get ready for Halbfinale! 

 

Da sind wir nun.

Donnerstag.

Ein Tag nach dem immer noch unglaublichen Viertelfinal-Sieg gegen Schweden.

Freilos halt!

 

Der aktuelle Plan:

Freitag im Laufe des Tages 300 km per KTX nach Seoul.

Noch ein wenig in der Stadt umschauen.

Hotel in Seoul für die Übernachtung.

Samstag 14.00 Uhr Rückflug.

 

Ein scheiß Plan!

Freitag ist Halbfinale.

DEUTSCHLAND-Kanada.

Und wir fahren nach Seoul?!?

Schlechte Idee!!!

 

Also wurde der nächste Tag erstmal genutzt, um den Plan auf links zu drehen, was uns mit glorreicher Unterstützung des herausragenden Hotelmanagers auch gelang.

 

Neuer Plan:

Freitag Check Out gegen 13:00 Uhr.

Lecker essen gehen.

Ein paar Kaltgetränke in der Hotellobby.

Gepäck in einen gecharterten Bus, der uns am Hotel einsammelt, zur Halle fährt und dort nach dem Spiel einpackt, um nach Seoul zu fahren.

Samstag 14:00 Uhr schweren Herzens in den Flieger.

Gute Idee!!!

 

Aber jetzt wollte der spielfreie Tag erstmal rumgebracht werden. Das Programm war heute etwas verteilt. Eigentlich sollte es für den Großteil zur Nordischen Kombination gehen. Das zogen im Endeffekt aber nur der local Reiseleiter, Klatscher und Hägar durch. Jup, Pistazie und ich hatten uns entschieden, im Sinne des Stresspegels auf die Karten zu verzichten und den Tag für den eigentlichen Programmpunkt voll auszunutzen. Ein weiteres Highlight einer sagenhaften Reise: Ein Besuch im Deutschen Haus.

 

Rückblick:

Im November 2017 hatten wir ein Date mit dem Fanreporter Philipp von Team Deutschland anlässlich unserer Reise nach Pyeongchang. Im Rahmen eines Gewinnspiels wurde dann diese Einladung verlost und Pistazie war der schlaue Kopf mit dem Zuschlag.

 

Heute sollte es soweit sein. Zusammen mit den Jungs, die zur NoKo aufgebrochen sind, machten wir uns los Richtung Berge, wo wir den Standort der heiligen Hallen vermuteten. Nach einiger Zeit trennten sich unsere Wege an einem Busbahnhof. Wir mussten uns jetzt erstmal orientieren. Am Ende kamen wir in Alpensia aus und suchten uns zu Tode. Sämtliche Volunteers hatten leider keinen blassen Dunst, wo unser Ziel überhaupt ist. Links, rechts, vor, zurück. Schließlich wurden wir wieder zu einem Bus geschickt, als sich der wohl größte Zufall unserer Reise ereignete.

 

In eben der Sekunde, als wir die Straße überqueren wollten, fuhr ein schwarzer Bully vor. Getönte Scheiben mit der Aufschrift: "Fahrdienst Deutsches Haus". Ha! Während zwei Damen bei Alpensia ausgestiegen sind, hasteten wir zum Fahrer:

"Hey, wo ist das Deutsche Haus? Wir sind eingeladen, finden es aber nicht!"

"Steigt ein!"

 

Das nennt man wohl "Vom Glück geküsst"! Hallo Deutsches Haus. Da sind wir. Hoffentlich steht das Bier kalt!

 

 

Das Deutsche Haus

Oder: Endlich legale Ausweise! 

 

Sehr faszinierend. Beim Einlass alles sehr professionell. Sicherheitskontrolle, die kannten wir ja schon von den Sportstätten. Hier ging es wohl um Waffen und ähnliches. Mein Plan, die eingepackte Cola in die Mülltonne zu schmeißen, wurde nur milde belächelt. Da wir zeigen wollten, weshalb wir in Pyeongchang zugegen waren, fielen wir natürlich in voller Eishockeymontur ein. Beim Blick auf das Reisegruppe Hässlich-Trikot war bei den Security Leutchen das Gelächter groß. Ich weiß nicht, ob sie über oder mit uns lachten. Ich glaube "mit". ;-)

 

Es folgte die offizielle Akkreditierung mit Aushändigung der Ausweise. Vollkommen legal mit vorheriger Anmeldung. Das führte dann dazu, dass die vorher eingereichten Passfotos auf einem Bildschirm hinter uns erschienen sind, als wir die Durchgangstore wie in einer U-Bahn mit dem Ausweis öffneten. Dekadent!

 

Nach dem Einlass hielten wir uns erstmal im "Vorraum" auf. "Eingangshalle" trifft es wohl eher. Aber mit Theke, also war das unser erstes Ziel. Krombacher. Eine willkommene Abwechslung. Da wir doch rein optisch sehr aus der Reihe getanzt sind, fühlten wir uns ein wenig beobachtet. Kurze Zeit später kam eine Dame der Security auf uns zu und begrüßte uns ganz herzlich. Da ich ziemlich doof aus der Wäsche guckte, klärte sie mich auf. Antje, die Lady aus dem Moonlight von unserer "Nie mehr Österreich"-Session. Wie klein die Welt doch ist. Ohne den Hinweis hätte ich sie wirklich nicht erkannt. Was so ein Trikot doch ausmacht.

 

Dann führten wir noch ein sehr interessantes Gespräch, ebenfalls mit einem Herren der Security. Es stellte sich raus, dass er von der Bundespolizei war und offiziell zum Sicherheitsdienst im Deutschen Haus abgeordnet wurde. Hätte ich doch mal was Ordentliches gelernt. Finanzbeamte werden wohl eher nicht benötigt bei Olympia. Zu dumm!

 

Etwas später galt "Ehre, vom Ehre gebührt!". Nicht weit von uns weg führte eine Treppe empor - in den Schankraum, wie wir später erfahren durften. Von dieser Treppe aus kam kein geringerer als Franz Reindl himself in unsere Richtung geschlendert. Hätte nur noch ein roter Samtumhang und eine pompöse Krone gefehlt. Der Kniefall meinerseits war ihm jedenfalls sicher. Er begrüßte uns, als wären wir schon seit Jahrzehnten Freunde. Man kann einfach nicht anders als ihn zu mögen! Wir tauschten uns ein wenig über das Erlebte aus und es war schön zu sehen, wie happy er war!

 

Stefan Schaidnagel war  der Nächste, der uns Gesellschaft leistete und uns ein wenig aus den Socken haute. Helge hatte Bomber auf ihn angesetzt und er zauberte mir nichts, dir nichts acht Eishockeytickets aus dem Hut. Halbfinale, Kategorie A, 500.000 Won das Stück. Damit hatte ich dann mal eben von jetzt auf gleich Karten im Wert von knapp 3.000 Euro in meinem Rucksack. Holy Shit.   Danke Helge, danke Bomber, danke DEB!

 

Dann trafen wir endlich auf den jungen Mann, der Schuld an unserem Besuch war: Philipp, der Fanreporter! Selten jemanden außerhalb der Eishockeykreise erlebt, der so einen positiven Vollknall hat! Er erklärte uns, dass im Schankraum, wo es auch Essen und die Medaillenparties gab, ein Tisch für uns reserviert sei. Also machten wir uns auf, um das Ganze mal in Augenschein zu nehmen. Der Tisch war genial gelegen. Mitten im Raum. Ein klasse Blick in alle Richtungen, direkter Blick auf die große Leinwand inkl. Bühne, direkt am Buffet.

 

Letzteres führte dazu, dass alle, die zum Essen anstanden, an uns vorbei kamen. So beispielsweise Mariama Jamanka und Lisa Buckwitz mit ihren an diesem Tag gewonnenen Goldmedaillen im Zweier-Bob oder der Goldjunge vom Eiskunstlauf Bruno Massot. Yannic Seidenberg hatten wir leider verpasst. Hätten gerne ein Selfie à la Lindsay Vonn mit ihm gemacht. "Olympia Helden und Seidenberg". Schade!

 

Am Tisch angekommen trafen wir auch die anderen Chaoten rund um Philipp. Didi, Gabriel und Tom der Kameramann gesellten sich zu uns und neben ein paar Interviews für ihren Channel saßen und aßen und tranken wir gemeinsam und tauschten uns aus, wer wo was erlebt hat. Irgendwann gesellte sich auch Victoria Carl, deutsche Skilangläuferin an unseren Tisch. Wir sprachen ein wenig über die Situation von "Randsport-Sportlern", die Ungerechtigkeit des Fußball-Fokus - vor allem auf finanzieller Ebene - und über den Skilanglauf selbst. Wir mussten zugeben, dass wir davon 0,0 Ahnung haben und es uns auch eher weniger in den Sinn käme, uns ein Rennen im TV anzuschauen. Süß war ihre Erwiderung: "Ich kann mir auch keinen ganzen 50er anschauen. Start und Ziel. So wie bei Formel 1. Das ist okay!" Na gut, dann müssen wir ja nicht so ein schlechtes Gewissen haben.

 

Interessant war: Hier waren WIR die Sonderlinge. Die Athleten und Presseleute waren sonst unter sich. Die "Unterschicht" war man hier nicht gewohnt. Es war aber nicht unangenehm. Alle waren super nett, allen voran der Oberboss Dennis. Dürfte irgendwo aus dem Kölner Raum entsprungen sein, seine gute Laune war wirklich ansteckend und er war so herzlich. "Darf ich ein Foto mit euch machen? Ihr seid so cool!" Hach.. danke gleichfalls!!! Es war ein tolles Gefühl, rundum betüddelt zu werden auf eine vollkommen unaufdringliche Weise.

 

So schritt die Zeit voran. Wir fühlten uns einfach wohl - leere Gläser waren dank Dennis und seiner Kollegen ein NoGo -, haben sehr lustige und interessante  Gespräche geführt, auf Großleinwand den deutschen Gold-Erfolg bei der Nordischen Kombination bejubelt, den Klatscher, Henne und Hägar live erleben durften - und hätten eigentlich noch ewig sitzen bleiben können. Leider hatte der Kollege der Bundespolizei uns die Story erzählt, dass am Tag zuvor ein paar Amis dort gestrandet waren und einfach kein Taxi auftauchte. Daher mussten wir die mehrfach ausgesprochene Einladung "Ihr müsst UNBEDINGT zur Medalparty bleiben, das ist so mega!" verneinen, da der angebotene Shuttle nur bis 24 Uhr Richtung Busstation fuhr und die Party erst um 23.30 Uhr los ging. Das war uns dann doch zu gefährlich, wenn man bedenkt, dass am Tag drauf "The Big Day" auf dem Plan stand.

 

So mussten wir uns gegen 21 Uhr schweren Herzens vom Acker machen. Zum Abschied noch ein Foto mit Ehelechner und Hambüchen. Bisschen Groupie muss schon sein.

 

Wir nahmen den Shuttleservice in Anspruch, der uns am Busbahnhof rausgeschmissen hat. Dummerweise mussten wir feststellen, dass wir bei den "Media-Bussen" ausgekommen waren. Also jenen, die den Pressevertretern vorbehalten waren. Da wir in Sachen Ausweise schon schlechte Erfahrungen gemacht haben, wollten wir nichts provozieren und waren auf der Suche nach Bussen, die uns "Normalos" in die Heimat kutschieren. Wäre alles nicht so schlimm gewesen, wenn es an dem Abend nicht bitterkalt und unsagbar windig gewesen wäre. Aber mit dem Gedanken an das Erlebte und das, was uns noch bevor stand, trotzten wir den Bedingungen und fanden am Ende doch einen Bus, der in Richtung Heimat brachte.

 

Zum Abschluss eines tollen Tages versammelten wir uns noch in der Lobby, tauschten uns über die jeweiligen Tageshighlights aus und verschwanden dann nach und nach im Bettchen. Kraft tanken für das vermeintlich größte Ereignis der Olympia Reise: Mission Medaille - HALBFINALE!

 

An dieser Stelle möchte ich es abschließend nicht versäumen, nochmal Danke zu sagen. Danke an Philipp, Didi und Co. für die Einladung und einen tollen Tag im Deutschen Haus. Danke Bomber und dem DEB für die Halbfinaltickets (eine wirklich tolle Geste und  definitiv eine finanzielle Erleichterung!). Danke Dennis - auch wenn dich das vielleicht nicht erreicht - für deine Gastfreundschaft und weil du einfach ein dufter Typ bist!

 

...to be continued...

Kommentar schreiben

Kommentare: 0