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#GoForGold - The Cinderella Story! (16)

Die Zugfahrt

Oder: Irgendwas stimmt mit Hasi nicht! 

 

Sonntag. Finaltag. Da wir aktuell in Seoul waren, hieß es zeitig aufstehen. 06:00 Uhr Ortszeit bimmelte der Wecker. Das sollte auch das letzte Mal innerhalb der nächsten knapp 40 Stunden sein, in denen wir ein Bett zu Gesicht bekommen. Also duschen, im Rahmen der Möglichkeiten aufhübschen, die letzten Sachen zurück in den Koffer nageln und ab dafür. Die Koffer wurden in Hennes Zimmer untergebracht - es dürfte Etage 27 oder 28 gewesen sein - und um etwa 07:30 Uhr ging es los Richtung Bahnhof. Diesen erreichten wir komplett unterirdisch vom Hotel aus. Ca. 500 Durchgangstüren, bei denen scheinbar irgendein Witzbold bei vier Türen auf einer Höhe immer mindestens zwei Stück nachhaltig zugesperrt hat. "Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn die Tür aufgeht!" Gar nicht anstrengend. Zum Glück hatten wir es nicht eilig.

 

Am Bahnhof angekommen hatten wir noch ein bisschen Zeit. Der Zug, den wir am Vortag gebucht hatten, startete erst um 08:55 Uhr. Spannend bei der Buchung: Also Sitzplätze sind leider aus. Und zurück fährt nichts passendes zur Seoul Central Station. Da fahren sie bis zum Bahnhof XY, auch in Seoul, und dort weiter mit der Bahn "schieß mich tot", so eine halbe Stunde zur Central Station.

Geht klar, Frau Fahrkartenfachverkäuferin!

 

In den supermarktähnlichen Bahnhofsbüdchen deckten wir uns dann mit Getränken und Frühstück für die Fahrt ein und erwarteten freudig die Ankunft des KTX, während wir ein wenig dumm rum saßen und Leute beobachteten, als jemand aus der Reisegruppe plötzlich meinte: "Oh, ein Hase!". Mh... ganz schön früh für einen Vollrausch. Oh, ein Hase. Im Ernst. Im Bahnhof tingelte ein Koreaner rum, der einen Hasen "Gassi" führte. Ohne Leine. Das Tierchen hatte echt die Ruhe weg und folgte seinem Herrchen auf Schritt und Tritt. Und als wäre das nicht genug des Wahnsinns, hatte er noch einen Kanarienvogel am Start, der sich gemütlich auf dem Hasenrücken räkelte. Tja, das ist wohl die Lektion "Andere Länder, andere Sitten!" Zum Beweis zwei Fotos anbei.

 

Pünktlich wie die Deutsche Bahn (hahaha.. nein, echt jetzt,... wirklich pünktlich) kam unser Zug. Natürlich waren wie angekündigt tatsächlich keine Plätze frei. So richteten wir uns unser Gemach im Eingangsbereich ein. Die einen saßen auf dem Boden, die anderen im Gepäckfach. So lässt es sich für die 1.40 Std. Fahrt aushalten.

 

In Gangneung angekommen erwarteten uns Sascha, die Fanta sowie die Glückskekse bereits. Wir könnten ja von hier aus laufen. Ist nicht weit. Ne, weit war es wirklich nicht. Dass wir aber 3000 Höhenmeter überwinden mussten, hatte mir vorher keiner gesagt. Memo an mich: Nach Olympia dringend wieder regelmäßiger zum Training. *schnauf* Positiv an dieser Tortur: Wir konnten noch ein schönes Finalteilnehmerabschlussgruppenfoto aufnehmen.

 

Aber auch diese Hürde hatten wir kurz und schmerzhaft überwunden. Next Stop: Ticketschalter. Sascha hatte nachts unter Einsatz seines Lebens - und mit der wohl einzigen noch belastbaren Visa - die fehlenden drei Finaltickets erstanden. Die wollten jetzt gedruckt werden. Apropos Tickets: Von den hiesigen Schwarzmarkthändlern hatten wir uns natürlich auch eine entsprechende Ansage abgeholt. Wir hätten ihr Geschäft kaputt gemacht. Deutschland-Russland würde ja niemand sehen wollen. Kanada-Russland wäre der Plan gewesen und ein würdiges Finale. Blablabla... Muahahaha... Fresse! Euer Hass macht uns stolz, Freundchen! Mach dein Problem nicht zu unserem! Finaaaale, ooohooo!

 

Wir waren nun bereit. Tickets im Gepäck. Die heilige Fanta hatte es durch die Sicherheitskontrolle geschafft. So betraten wir mit stolzgeschwellter Heldenbrust das Olympia Gelände. Ein letztes Mal nach einer spektakulären Zeit. Man kann nicht fassen, dass es bald zu Ende sein sollte. Aber jetzt stand es auf dem Plan: Das Spiel der Spiele. Das "Grande Finale".

 

Als wir das Gelände betreten hatten, lag natürlich ein entsprechender Fokus auf uns, was das mediale Interesse betraf. Fotos, Interviews. Aber das waren wir ja mittlerweile gewohnt. Werdet zur Legende...*träller* Unterdessen wurde reisegruppenintern debattiert, wie das Spiel ausgeht, wer die Tore schießt. Grundsätzlich waren sich alle einig: Gold ist gesetzt! Bei den Torschützen wurde spekuliert, dass Krupp ein geeigneter Kandidat wäre oder vielleicht ein Jonas Müller den Siegtreffer macht. Wir werden sehen! Hallo Universum! Hier ist eine Bestellung für dich!

 

Langsam aber sicher machten wir uns dann los Richtung Eishalle. Die Aufregung war spürbar. Insbesondere, weil um uns herum einfach unglaublich viele Russen umher geisterten. Arrogant wie eh und je.

Ach ne, stop: Anhänger der Olympic Athlets from Russia.

Russia - Ar***löcher!

Red Machine am Ar***.

[Spontantourette aus]

Was ich sagen wollte: Unglaubliche Präsenz, diese OAR-Leute.

 

So.. los jetzt, das Finale ruft! Ich brauche dringend ein kleines Entspannungsbierchen!

 

#TheLastTenStanding

 

Das Finale

Oder: DAS VERDAMMTE OLYMPISCHE FINALE! 

 

Als wir in die Halle kamen, übermannte mich dann doch mit voller Kraft die Situation. Olympisches Finale im Eishockey und auf dem Videowürfel steht tatsächlich GER-OAR. Verrückte Welt. Etwas rastlos und verloren tingelten wir durch das Eisstadion auf der Suche nach... keine Ahnung wonach. Aber fündig wurden wir, was nette Menschen angeht.

 

Erst hielten wir ein Pläuschchen mit Herrn Ehelechner, bestätigten ihn noch mal in seiner Art, wie er die Spiele kommentiert und kamen darin überein, wie unwirklich und geil das doch alles eigentlich ist!

Dann trafen wir auf Mama und Papa Ehliz, die etwas verwirrt aus der Wäsche guckten, als wir nach dem großen Abschied beim Halbfinale doch wieder in der Halle standen.

Mein persönliches Highlight in Sachen spontaner Gast war allerdings kein geringerer als Thomas Sabo, der mal eben in Jogginghose und Steppweste im Gangneung Hockey Centre aufgetaucht war. Wenn man es nicht besser wüsste, hätte man annehmen können, den hat grad irgendwer am Exxener HBF eingesammelt und in die Halle gestellt. So ein geiler Typ! Dem merkt man noch an, dass er mit dem Herzen dabei ist. Von seinem makellosen Modegeschmack mal ganz abgesehen!

 

Irgendwann kamen die Jungs zum Warmup auf's Eis. Das Bully war noch in unendlicher Ferne und ich wusste schon nicht wohin mit meiner Gänsehaut. Als ein Toten Hosen Medley über die Lautsprecher ertönte, schossen mir bei "An Tagen wie diesen" schon die Tränen in die Augen. Es war einfach etwas ganz Besonderes. Heute war alles möglich von einem Sieg über eine knappe Niederlage bis hin zu einer 8:0 Klatsche.

 

Auf der Suche nach einem geeigneten Block entschieden wir uns diesmal zunächst für die Kurve. Das sah auch soweit ganz gut aus. Bis wir dann immer wieder umziehen mussten. Aber wir blieben hartnäckig und packten uns irgendwann so zusammen, dass es wohl passt. Puh. Also kann dem Spielbeginn nichts mehr im Wege stehen. Wir sind bereit. Wir für euch und ihr für uns! Geschichte geschrieben wurde schon. Das Finale ist Kür. Aber eine Kür, die auch die OARs erstmal durchziehen müssen.

 

So starteten alle in schwarz-rot-gold, Spieler, Athlet, Angehöriger oder Fan, höchst motiviert in dieses Finalspiel. Daheim vor den Fernsehern war die Party an einem Sonntag morgen um 05:10 Uhr in vollem Gange. Selten hatte Eishockey so viel Aufmerksamkeit. Schön, ein Teil davon zu sein!

 

Das erste Drittel war grandios. Zwar wurden die OARs im Laufe des Spiels stärker - hatten es sich wohl leichter vorgestellt gegen das Land, das sonst dem Fußball verschrieben ist - aber die deutschen Jungs ackerten wie die Wahnsinnigen und schenkten den Athlets from Russia nichts!

 

Mitten im Drittel dann für uns in Sachen Block der Rückschlag. Eine Truppe Business Typen war sich anscheinend zu fein dafür, beim olympischen Finale pünktlich zu erscheinen. Natürlich. Nach ein paar Diskussionen mussten wir also einen Abgang machen und entschieden uns für die einzig logische Konsequenz: Erste Reihe direkt vor den Athleten und Angehörigen! Super Deutschland olé!

 

Derweil kämpften sich die DEB-Jungs auf dem Eis den Ar*** ab. Umso tragischer der Führungstreffer, 0,5 Sekunden vor Ende des Drittels. Shit happens. Es war ein starkes Spiel und nach der 8:0 Klatsche sah es erstmal nicht aus. Wir konnten also erhobenen Hauptes und stolz wie Oskar in die Drittelpause gehen.

 

Diese flog nur so dahin, es zog uns magisch in die Halle zurück. Beide Teams waren schon wieder auf dem Eis, das Spiel ging weiter und die Jungs mit dem Adler auf der Brust starteten fit und hungrig in den nächsten Spielabschnitt. Sie machten ein bombastisches Spiel gegen die OARs, die mit aller Kraft versuchten, ihre Führung aufrecht zu erhalten. Doch in der 30. Minute gab es auf unserer Seite Grund zum Jubel, als Schütz zum Ausgleich traf. Ausgleich gegen die Athleten aus Russland. Genial. Der deutsche Anhang stand Kopf! Ein gutes Drittel für die Jungs. Ein gutes Drittel für uns. Ein gutes Drittel für Deutschland.

 

Ein leichter Hass flaute in uns auf, als es ein russischer Fan irgendwie in den Umlauf direkt hinter der Plexiglasscheibe geschafft hatte und nichts Besseres zu tun hatte, als sich genau vor uns auf einem Hocker mit seiner Russland-Fahne zu positionieren. An Provokation war diese Situation kaum zu überbieten. Da geht wohl jemandem die Düse. Allerdings schoss die Unfähigkeit der "Securitiy" Leute den Vogel ab. Mit vier Leuten war es ihnen nicht möglich, diesen Kanisterkopf von seinem Podest zu holen. Der Vorschlag, er könnte bei uns mal eben über die Bande hüpfen, stieß nicht wirklich auf Gegenliebe. Irgendwann wurde er aber glücklicherweise entfernt. Sonst hätte er vermutlich von irgendeinem unserer Mitreisenden ein Puzzle in die Zähne bekommen.  Somit konnten wir das zweite Drittel dann noch in Ruhe auskosten und mit einem 1-1 in die Pause gehen.

 

In der Pause war es nett mit anzusehen, dass den russischen Anhängern doch teilweise ihr arrogantes Gehabe im Hals stecken blieb und sie sich endlich bewusst waren, dass heute ein ernstzunehmender Gegner auf dem Eis stand. Bereits 2011 in Bratislava hatten die deutschen Jungs die Russen besiegen können. Vielleicht wurde heute eine 2.0-Version wahr...

 

Das letzte Drittel wurde angepfiffen. Gold oder Silber?! Eigentlich egal. Die deutschen Eishockeymänner haben sich bereits in die Bücher der Sportgeschichte eingetragen. Aber es war zum Greifen nah. Die 8:0-Pleite sollte heute ausbleiben. Die Jungs glaubten an sich und kämpften um jeden Millimeter auf dem Eis! Ein wundervolles Finale. Nervenaufreibend, gewiss! Aber so ein geiles Spiel. Das hätte man sich vorher nicht zu träumen gewagt!

 

In der 54. ging es dann richtig rund. OAR ging in Führung. Doch da war wieder Kahun (KAHUN KAHUN KAHUN), der zehn Sekunden später erneut für den Ausgleich sorgte! Das ist doch nicht zu fassen... Der Jubel der russischen Fans wurde im Keim erstickt! Dominic Kahun...Dominic, DOMINIC KAHUN! Junge, Junge, Junge. Jetzt war alles drin.

 

Und in der 57. Minute das Wunder. Tor für Deutschland. 3:2. EXPLOSION!!!  

 

Remember:

"Bei den Torschützen wurde spekuliert, dass Krupp ein geeigneter Kandidat wäre oder vielleicht ein Jonas Müller den Siegtreffer macht."

 

Wer macht das 3:2? Jonas Müller! Der blanke Wahnsinn! Der Block wurde fast auseinander genommen. Anhand der Wasserstandsmeldung am Boden ist wohl grad ein Bier einen Heldentod gestorben! 3:2 gegen OAR. Das Ende naht.

 

"Werdet zur Legende, siegen bis zum Ende. Bis zur Goldmedaille! DEB!"

 

Doch dann passierte das, was ich schon an anderer Stelle mal erwähnt hatte.

 

Überzahl für die Deutschen. 5-4. Eine Führung kurz vor Schluss. Der Sieg war schon auf dem Silbertablett serviert, man musste eigentlich nur noch zugreifen. Doch diese vermeintliche Sicherheit führte - so glaube ich es zumindest - zu dem Underdog Phänomen. Die Russen zeigten Eier und nahmen trotz eigener Unterzahl den Goalie zugunsten eines weiteren Feldspielers raus. Vor dem Tor gab es ein Stochern und Stolpern, der Puck kam über links und im Sturz netzte dieser dämliche Russe 55 (!!!) Sekunden vor Abpfiff ein. Fuck.

 

Während Jup seine Wut an der Sitzschale ausgelassen hatte, starrte der Rest von uns nur ungläubig und hart getroffen auf die Anzeigentafel. Aber noch war das Ding nicht verloren! Im Gegenteil. Es war noch alles drin. Die reguläre Spielzeit war vorbei.

 

Die Overtime forderte allerdings Reimer als tragische Figur des Abends. Hoher Stock, 2 Minuten, drei gegen vier. Es passierte das Unvermeidbare. Die OARs machten den Treffer und das Finale war vorbei. Einfach so. Und die OARs holten nach 26 Jahren das erste Mal wieder Gold bei Olympia. Da hätten sie ja eigentlich noch vier Jahre warten können.

 

Aber es war so wie es war. Dass am Ende des Abends die Olympische Hymne gespielt wurde, hatte einen herben Beigeschmack. Als die Medaillen übergeben wurden, wich die Enttäuschung jedoch der Freude und am Ende wurde alles übertroffen durch Stolz. Stolz auf eine Mannschaft, die einen Zusammenhalt gezeigt hat, den man lange nicht mehr in dieser Ausprägung erleben durfte! Stolz auf einen Trainer, der weiß, was er da tut und die Jungs motivieren und ihnen den Glauben an sich selbst schenken kann! Stolz auf die Athleten und Angehörigen, die bei den Spielen immer mit vollster Unterstützung parat standen. Und Stolz auf uns, die wir trotz aller Hürden vor Ort waren und bis zur letzten Minute dabei sein konnten!

 

Jetzt mussten wir allerdings wieder zurück ins wahre Leben.

 

Durch die Verlängerung und die Medaillenvergabe war die Uhr nun doch schon etwas weiter fortgeschritten als erwartet. Aber wir wollten jetzt nicht in Hektik ausbrechen. Das Öffi-Netz scheint hier ja ziemlich gut ausgebaut zu sein. Daher warfen wir einen letzten, etwas schmerzlichen Blick auf's Hockey Centre und das Olympia Gelände und machten uns langsam aber sicher auf den Weg in Richtung Bahnhof!

 

Der Endspurt

Oder: Wie groß ist dieser beschissene Bahnhof eigentlich???

 

Wie auf dem Hinweg gingen wir zu Fuß. Bergwanderung am späten Nachmittag. Schön. War ja bisher auch alles so entspannt... Am Bahnhof angekommen verabschiedeten wir uns von Sascha, der noch ein paar Tage in Südkorea blieb. Cleverer Bursche, sehr vorausschauende Planung. Dann machten wir uns auf zum Gleis, wo wir auf den Zug nach Seoul zu "welchem Bahnhof auch immer" warteten.

 

Das lief auch alles unproblematisch, bis wir an dem besagten Bahnhof angekommen sind und keine Ahnung hatten, wo diese Linie laut Fahrkartenfachverkäuferin wohl sein sollte. Nachdem der Local Reiseleiter einen Einheimischen finden konnte, der sich auch auf Englisch unterhalten konnte, der Highfive ins Gesicht: Nee... also das ist ja ganz falsch. Da müsst ihr die Linie Blablabla nehmen bis zu "weiß der Geier", dort umsteigen in die Bahn "keine Ahnung" bis zur Central Station. Ähm, okay.. nach diversen Irrläufen hatten wir dann auch die Linie Blablabla gefunden und sind hinein gehüpft. Umstieg erfolgreich in die Bahn "keine Ahnung". Während der ganzen Prozedur haben wir allerdings massig Zeit eingebüßt. Der regelmäßige Blick auf die Uhr machte es nicht besser und führte bereits bei den Zugfahrten dazu, über Alternativpläne wie bspw. Taxi zu diskutieren.  

 

Denn langsam wurde es schon ziemlich eng... Bei der Ankunft an der Seoul Central Station hatten wir noch knapp eine halbe Stunde, um vom Gleis zum Hotelzimmer und mit den Koffern zum Zug in Richtung Flughafen zu kommen. Ähm... Das Ergebnis war, dass sich die sportlichen Mitreisenden (Klatscher, Henne, Jennie) und ich (Kategorie "Geht-So-Bis-Nicht-So-Sportlich") schon mal mit entsprechender Geschwindigkeit Richtung Hotel absetzten, um zumindest schon mal die Koffer aus dem Zimmer nach unten zu kriegen.

 

Ich erinnere gerne an dieser Stelle nochmal an die Worte von der Anreise:

"Ca. 500 Durchgangstüren, bei denen scheinbar irgendein Witzbold bei vier Türen auf einer Höhe immer mindestens zwei Stück nachhaltig zugesperrt hat. "Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn die Tür aufgeht!" Gar nicht anstrengend. Zum Glück hatten wir es nicht eilig."

Diesmal hatten wir es eilig. Verdammt eilig. Es war anstrengend. VERDAMMT ANSTRENGEND! Kollaps in 3...2...1... Oh, doch nicht.

 

Irgendwann hatten wir endlich den Aufzug erreicht. Gott bewahre, dass der jetzt dauernd hält. Das könnte beim 27. Stock (oder 28) etwas dauern. Aber an der Stelle hatten wir dann das Glück auf unserer Seite. Der Aufzug fuhr durch. Und da blieb er dann auch, da sorgten wir schon für. Also sämtliche Koffer, sieben Stück über 20 Kilo und Hägars Handgepäck, sowie sieben normale Handgepäckstücke, in den Aufzug gekracht und nach unten. Hier nahmen uns dann die anderen der Reisegruppe in Empfang und wir hasteten los in die Richtung, wo man in der Unterwelt zum Airport Train abbiegen musste.

 

Also wieder durch die gottverdammten Türen, diesmal mit Gepäck. Schön. HASS! Da wir seit 06:00 Uhr auf den Beinen waren und es mittlerweile schon Abend war, ging es einem so richtig schön auf den Sack. Aber egal. Nach dem ganzen Umbuchen heute in Korea stranden, weil man die Flieger verpasst, war einfach überhaupt keine Option. Also weiter hetzen in die Richtung, wo irgendwo dieser dämliche Zug fuhr.

 

Danach ging es durch die erste Schiebetür à la U-Bahn-Zutritt. Pistazie hatte die Karte und öffnete uns den Weg weiter in Richtung Bahnsteig. Die zweite Schiebetür kam in Sicht. Pistazie legte die Karte an. Error. Nochmal. Error. Nochmal. Error. Ein rotes Lämpchen signalisierte uns: "Ihr kommt hier nicht vorbei!" Hm.. lass uns mal kurz überl... DOCH! In der Not legt der Teufel Fliesen. Daher hechtete Klatscher über die Absperrung und wir warfen ihm unser Gepäck auf die andere Seite. Die Koreaner um uns herum bemerkten zwar, was wir da veranstalteten, ... aber wirklich interessiert hat es sie nicht und alle liefen völlig unbeeindruckt weiter. Als wir dann auch den letzten Antisportler auf der guten Seite der Macht hatten, ging es weiter. Nächste Absperrung. Alter. Ist das hier Fort Knox oder was??? Immerhin saß dort endlich mal ein Mensch, der uns das Tor manuell öffnen konnte. Hau rein, Kollege, Zeit ist Geld. Im wahrsten Sinne - noch einen neuen Flug buchen war nicht drin. Dann ging es auf einer Rolltreppe abwärts. Auf einer seeeehr laaaangsamen Rolltreppe. Doch das Ziel war nah. Zwei Minuten später und fünf Minuten vor Abfahrt hatten wir das Gleis erreicht.

 

War ja einfach.

 

Der Zug fuhr ein. Wir verabschiedeten uns von Henne und stiegen ein. Ein mulmiges Gefühl im Gepäck, ob das auch wirklich der richtige Zug war, weil die Beschilderung nur bedingt hilfreich war. Aber die Zeit passte und wir gingen volles Risiko. Hätten wir einen anderen Zug nehmen müssen, hätten wir den eh nicht bekommen. Im Laufe der Zeit stellte sich raus, dass wir das richtige Ziel ansteuerten, aber bei weitem nicht so zügig, wie es eigentlich vorher recherchiert wurde. So saßen wir um 22:00 Uhr immer noch im Zug, obwohl unsere Flieger um 0:15 und 0:40 angesetzt waren. Puh. Klatscher und Jennie checkten dann schon mal online ein, um vor Ort entsprechend Zeit zu sparen.

 

Am Flughafen angekommen haben sich Jennie und Klatscher direkt verabschiedet. Die Raucher gönnten sich nach diesem Höllenritt erstmal eine Zigarette und kramten dann in den Koffern nach bequemerer Kleidung. Du bist nicht du, wenn du keine Jogginghose trägst! Weiter ging es zur Gepäckaufgabe. Dank der Umbuchung hatten wir sogar diesmal statt 23 ganze 25 kg zur Verfügung! Da sollte also nichts schief gehen. Ich verschwand kurz ans stille Örtchen und als ich wieder kam, fehlte Jup. Irgendwas mit dem Koffer. Er sollte bitte mitkommen. Na klar, kein Thema. Ich besuche dich dann alle zwei Jahre. Aber die Entwarnung folgte prompt: Mr. Gothe hatte einen Feuerzeug in den Koffer gepfeffert. Schlaubischlumpf...

 

Weiter durch den Security Check. Boarding. Läuft doch. Wer hätte das gedacht. Früher am Abend ich zumindest nicht. Dennoch war das rückblickend nochmal ein würdiger Abschluss: Zittern bis zur letzten Sekunde. Olympia eben!

 

Der Flug war relativ unspektakulär. Um Längen bequemer als KLM, da es mehr Beinfreiheit gab. Das Filmangebot ähnlich. Daher konnte ich meinen Film vom Hinflug zu Ende schauen. Danach hat es mich ins Traumland geführt. War doch irgendwie ein aufreibender Tag. Es standen 12 Stunden Flug bis Istanbul an, um hier nach drei Stunden Aufenthalt weiter nach Amsterdam zu fliegen. Am Flughafen in Istanbul habe ich mir dann erstmal einen Kaffee gegönnt und eine Kopfschmerztablette eingeworfen, während Hägar sich tatsächlich knallhart ein Bier bestellt hat. Chapeau! Du Tier! Marion und Helge, die wir beim Security Check irgendwie verloren hatten, waren zum Glück auch wieder aufgetaucht und so schlenderten wir weiter, um die letzten Flugstunden hinter uns zu bringen.

 

Im zweiten Flieger war es dann noch bequemer, allerdings schweinekalt. Irgendwer konnte scheinbar nicht mit der Klimaanlage umgehen, was dazu führte, dass alle Gangplätze mit Decken ausgestattet waren. Ich tippe, dass ich mir genau HIER meine Erkältung abgeholt habe, die mich ein paar Tage später noch hinraffen sollte. Danke für nichts!

 

Der Flug ging zügig und pünktlich vorbei. Etwas gestutzt haben wir dann, als der Steward von Turkish Airlines uns mit einem "Deutschland Deutschland über alles" verabschiedet hat. Naja... Er wird es schon irgendwie nett gemeint haben... In Amsterdam angekommen waren wir auch überaus froh, dass unser Gepäck den Weg mit uns geschafft hat. Also bimmelten wir bei den Parkplatzmuckeln durch, die uns zu unseren Autos chauffierten. 14 Uhr Ortszeit. MÜDE! Aber die letzten Meter schaffen wir auch noch. Im Tetrisstyle das Auto wieder bis unters Dach beladen, Marion und Helge verabschiedet und so starteten Hägar, Pistazie, Jup und ich die letzten gemeinsamen 180 km Richtung Oberhausen. Glücklicherweise staufrei. Um 16 Uhr betraten wir also am 26.02. meine heimeligen vier Wände, wo wir am 14.02. aufgebrochen waren. Aufgebrochen zu unserer wohl größten Reise. Pistazie und Hägar sammelten ihren Kleinkram zusammen und huschten ins Auto für die letzte Tour nach Dortmund und Hamm.

 

Dank Zeitverschiebung und völliger Übermüdung hat es dann auch bis etwa 18 Uhr gedauert, bis wir ins völlige Koma abgedriftet sind. Jup packte um 03:00 Uhr seine Sachen, um Richtung Bawü aufzubrechen. Ich war um 03:30 Uhr wach, packte ein wenig den Koffer aus, huschte unter die Dusche und war am Dienstag um 06:15 Uhr im Büro. Hallo Alltag. Hallo Erkältung. Hallo normales, gesittetes Leben. Da sind wir wieder.

 

Bis Mai. Da geht's nach Dänemark. Die #Silberjungs brauchen Unterstützung bei der WM.

 

Das Fazit

Oder: Once in a Lifetime!

 

Da war sie also um: Unsere wohl historischste Reise, die wir jemand erleben durften!!!

 

Rückblickend haben wir viel erlebt:

 

  • Ski Slopestyle Damen
  • Zweierbob Herren (GOLD)
  • Biathlon Damen
  • Nordische Kombination für die einen (GOLD), Deutsches Haus für die anderen.
  • Eishockey Gruppenspiel Schweden (knappe 0:1 Niederlage)
  • Eishockey Gruppenspiel Norwegen (Sieg nach Penalty Schießen)
  • Eishockey Qualifikation Schweiz (Sieg nach Overtime)
  • Eishockey Viertelfinale Schweden (Sieg nach Overtime)
  • Eishockey Halbfinale Kanada (4:3 Sieg nach regulärer Spielzeit)
  • Eishockey Finale Olympic Athlets from Russia (Niederlage nach Overtime)
SILBER FÜR DIE DEUTSCHE EISHOCKEYNATIONALMANNSCHAFT!!!

 

Wir haben viele nette Menschen getroffen, gut und lecker gegessen, ein wenig vom Land gesehen, viele Freunde aus Deutschland vor Ort getroffen.

 

Ich möchte auf dem Weg einige "Dankeschön" los werden:

  • Jup für die ganze nervenaufreibende Orga im Vorfeld.
  • Henne für die local-Orga.
  • Der Reisegruppe Hässlich & Friends, die den Weg nach Pyeongchang angetreten ist.
  • Der Reisegruppe EKG, die wir vor Ort mehrmals getroffen haben.
  • Ebenso auch Haske, Buchmann, Sascha, Ferdinand, Jennie und wer sonst noch dort war.
  • Danke an "TheLastTenStanding" für dieses einmalige Erlebnis mit all den Hürden und Problemen, die wir gemeinsam weggesteckt haben.
  • Danke Fanta!
  • Danke den Unterstützern aus der Heimat, die in allen Belangen bereit standen und dem Ganzen mit der Crowdfunding-Beteiligung die Krone aufgesetzt haben.
  • Danke allen Kollegen und Chefs, die die Urlaubsverlängerung möglich gemacht haben.
  • Danke Bomber für die Unterstützung bei den Halbfinaltickets.
  • Danke DEB und Stefan Schaidnagel für die Halbfinaltickets.
  • Danke Fanreporter Philipp, Didi und Co. vom Team Deutschland für den schönen Besuch im Deutschen Haus.
  • Danke dem Hotelmanager für die tolle Unterstützung vor Ort.
  • Danke all den wunderbar herzlichen Koreanern.
  • Danke Korea, dass du uns rein und vor allem wieder raus gelassen hast.

 

Und allen Danke, die ich jetzt vielleicht noch vergessen habe! Es war grandios! 

 

Ach ja, natürlich auch noch ein herzliches "F*** you Mastercard!" - denn ohne unsere Leute wären wir heftig aufgeschmissen gewesen.

 

Im Nachgang folgen noch ein paar "Abschließende Worte", aber der Blog an sich gilt hiermit als beendet. Wer es bis hierher geschafft hat, hat sich durch 16 Blog-Teile, 45 Überschriften und knapp über 25.000 Wörter gekämpft.

 

Danke also auch allen, die sich den Blog in Gänze angetan haben! Es war mir eine Ehre, das Erlebte mit euch zu teilen! Vermutlich ist noch sehr, sehr, sehr viel mehr passiert, insbesondere hinsichtlich Anekdoten oder aus dem Blickwinkel von anderen. Aber die Highlights dürften sich in diesen Zeilen wieder finden.

 

In diesem Sinne - das war's!

 

Und damit es hier schriftlich verewigt ist: Alle Versprechen, die es zu einem Dänemark-Blog gibt, gelten hiermit als gestrichen! ;-)))

 

Gehabt euch wohl!

 

Büggy

 

...The End...

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Kommentare: 2
  • #1

    Klara (Mittwoch, 02 Mai 2018 16:38)

    Liebe Büggy, das hast du ganz toll geschrieben.Ich habe offt herzlich Lachen müssen. Wäre bestimmt was für ein kleines Buch.DANKE!!!!!!

  • #2

    Johann Wolfgang von Goethe (Samstag, 05 Mai 2018 17:15)

    Hey Büggy.....Danke für die tollen Schriften. Es war sehr erheiternd diese Worte zu lesen. Natürlich habe auch ich alles vor dem Fernseher verfolgt und mich wie ein kleines Kind gefreut euch Kutten zu sehen. Ich wünsche dir weiterhin eine super vereinslose Zeit. Nur der ETC! Schöne Grüße aus Crimmitschau �