· 

#GoForGold - The Cinderella Story! (15)

Die Fahrt nach Seoul

Oder: Dümmste Tour aller Zeiten! 

 

Das Halbfinale gegen Kanada gewonnen und wir saßen mit neun Personen im Bus, der uns ins 300 km entfernte Seoul kutschierte. Irrsinn. Aber es ist vernünftig. Morgen (heute, es war bereits nach Mitternacht) geht der Flieger. Direktflug 14:00 Uhr Seoul-Amsterdam 12 Stunden. Der Urlaub war ja so schon kostspielig genug. Außerdem müssen alle arbeiten am Montag oder spätestens Dienstag.

 

Trotzdem lief das WiFi heiß. Recherche hinsichtlich Flügen, Tickets, einer weiteren Hotelübernachtung in Seoul, Transfer von Seoul nach Gangneung und zurück. Aus Deutschland überschwemmten Massen an Nachrichten unser WhatsApp.

 

"SO GEIL!"

"SUPER DEUTSCHLAND!"

"FINALE!"

"SCHON UMGEBUCHT?"

 

Ja... Ja...  Ja... Nein. Das wäre ja bescheuert. Die Kosten. Die Logistik. Die Arbeit.

 

Aber der Gedanke hat uns nicht losgelassen.

 

Derweil feierte ich meine persönliche Social Media Premiere: Das erste Mal live auf Facebook. Aus dem düsteren Bus nach Seoul, die Stimmen angeschlagen, der Pegel guter gehobener Standard. Der Finaleinzug war ein guter Anlass, um einfach mal in die Welt hinaus zu posaunen, dass das alles einfach unf***ingfassbar geilomat ist.

 

"BÜGGY, DEINE STIMME IST JA WEG!"

"SUPER DEUTSCHLAND OLE!"

"FINAAAALEEEE!"

"SCHON UMGEBUCHT?"

 

Ach... Ja...Jaaa...Nein. Das wäre ja bescheuert. Gründe siehe oben.

 

Dennoch manifestierte sich die Idee.

Once in a Lifetime vs. finanzielles Desaster.

 

Unterdessen fragte die Chefetage bereits nach, ob ich wohl am Montag Urlaub brauchen würde. Nein. Das wäre ja bescheuert.

Meine Antwort war bei fortgeschrittener Busfahrt weniger vehement. Ein "Mal schauen, melde mich wieder" machte sich auf den digitalen Weg nach Deutschland.

 

Der Livestream wurde erstmal unterbrochen. Besprechen. Brainstormen. Eigentlich können wir jetzt nicht heim. Wir reden hier vom verdammten Finale. Aber die Kosten.

Flüge zwischen 550 und 850 Euro. Flugzeit mit Umsteigen zwischen 18 und 21 Stunden. Je nach Zielflughafen.

Tickets irgendwas zwischen 250 und 400 Euro. Je nach Verfügbarkeit.

Die Fahrt von Seoul nach Gangneung und wieder zurück. Nochmal knappe 70 Euro.

Eine weitere Nacht im Hotel in Seoul je nach Verfügbarkeit knapp 50 Euro.

Zwei weitere Tage Verpflegung, größtenteils in Seoul, 30-50 Euro - keine Ahnung, wie da so das Preisniveau ist.

 

Also nach Adam Riese nach aktuellem Stand unter Berücksichtigung der Zielflughäfen für 9 Personen:

9x Flug = knapp 7000 Euro

9x Ticket = 2250 Euro (wenn wir die günstigste Kategorie bekommen)

9x Hotel = 450 Euro

9xTransfer =  630 Euro

 

Reine logistische Kosten über 10.000 Euro. Zzgl. Verpflegung. Puuuhuuhuu... Harte Nummer für ein einziges Spiel...

 

Aber es ist doch das FINALE! Wir konnten es drehen und wenden wie wir wollten. Würden wir Samstag in den Flieger steigen, wäre das ganze Erlebnis "Road to Pyeongchang" mit einem riesigen Fehler beendet worden. Also diskutierten wir von "Nein.. das ist doch bescheuert!" über "Naja, eigentlich können wir nicht heim!" zu "Aber scheiß drauf, Finale ist nur einmal im Leben!".

 

Dann kam die Schnapsidee des Tages: Vielleicht können wir die Heimat mobilisieren für einen Ticketzuschuss. Dank WiFi gründete Jennie kurzerhand eine auf die Schnelle zusammengeklöppelte Crowd Funding Aktion. Auf Facebook geteilt. Erneut per Livestream online gegangen.

 

Und dann wurde es ... gruselig. Erschreckend. Überwältigend! Innerhalb kürzester Zeit machte sich die Action quer durch die Eishockeygemeinde und darüber hinaus breit. Beiträge wurden verfasst, die von Deutschland aus darum kämpften, dass wir irgendwie an Tickets kommen. Es gingen Geldbeträge ein von 1€ bis zu 500 €. Wir waren baff und unendlich dankbar für jeden Cent. Man findet als "Betroffener" keine Worte, die ausdrücken können, was uns diese Unterstützung bedeutet hat. Ja, natürlich kamen auch Kritiker um die Ecke. Leute, die sich darüber mokierten, dass wir uns unseren "Urlaub" fremdfinanzieren lassen würden. Es fielen Ausdrücke wie "Schnorrer" und "Pleitegeier".

 

Aber aus der Sicht von jemandem, der selbst schon u.a.  diverse Eishockeyvereine kurz vor dem Kollaps finanziell unterstützt hat, kann ich aus tiefster Seele sagen: Ihr habt es nicht verstanden. Wir sind sehr wohl in der Lage, unsere Urlaube - 90 % im Sinne unseres wunderbaren Sports - selbst zu finanzieren. Aber hier lagen bereits zehn Tage Olympia hinter uns. Zehn Tage, in denen wir unseren Fokus auf die deutsche Eishockey Nationalmannschaft oder diverse andere Sportarten gelegt haben. Zehn Tage, in denen wir natürlich nicht reingespuckt haben, was Verpflegung und Freizeitplanungen vor Ort angingen. Zehn Tage Urlaub, budgetiert und bezahlt. Bereits umgeplant und draufgezahlt aufgrund des Halbfinaleinzugs.

 

Die Situation jetzt war einzigartig. Einmalig. Die realistische Planung bis zum Viertelfinale ist uns mit voller Wucht auf die Füße gefallen. Also mussten wir die Suppe jetzt auslöffeln. Und die Heimat hat uns in diesem Entschluss bestärkt. Mit lieben Worten, mit Zusicherung zusätzlicher Urlaubstage, mit Spenden (per Crowd Funding und später aufgrund sehr vielen Anfragen per Paypal). Man hat uns sogar Kreditkartenunterstützung angeboten, da die verfügbaren Visakarten langsam aber endgültig ihr Limit erreichten.

 

Ein kurzer Exkurs:

Die Abrechnung erfolgte erst in Deutschland. Aber an der Stelle passt es thematisch sehr gut: Insgesamt sind auf diesem Wege 4600 Euro (!!!) zusammen gekommen. Ein absoluter Hammer! Auf diesem Wege möchte ich jedem Einzelnen im Namen der Reisegruppe noch einmal aus tiefstem Herzen DANKE sagen! Ob Freunde, Verwandte, Bekannte, Arbeitskollegen, Unbekannte. Alle haben dazu beigetragen, den finanziellen Sturz ein wenig abzumildern und fast die Hälfte der logistischen Mehrkosten für die Verlängerung der Once in a Lifetime-Reise aufzufangen! Das ist immer noch nicht zu fassen und auf meiner Olympia-Erinnerungs-Hitliste eindeutig in den Top 4! (Man sehe mir nach, dass Viertelfinale, Halbfinale und Finale oben mitspielen!)

 

Aber back to Topic! Der Bus kam in Seoul am Hotel an. Nach der im Nachhinein betrachtet dümmsten Busfahrt, die wir je hinter uns gebracht haben. Wir mussten Sonntag wieder hin. Denn die Mission "Finale" stand für uns neun nun fest! 

 

In der Hotellobby, erneut mit WiFi ausgestattet, machten wir Nägel mit Köpfen. Wir informierten Sascha, dass wir alles über den Haufen schmeißen. Er sollte mit nach Tickets Ausschau halten. Wir hatten noch diverse logistische Hürden zu überwinden. Jennie und Klatscher buchten von Seoul nach Düsseldorf mit Zwischenstop in Abu Dhabi. 21 Stunden Flugzeit. Abflug Montag morgen 0:15 Uhr. Pistazie, Hägar, Helge, Marion, Jup et moi mussten nach Amsterdam, da hier die Autos standen. 18 Stunden Flugzeit mit Umstieg in Istanbul. Abflug Montag morgen Ortszeit um 0:40 Uhr. Henne hatte noch eine Nacht im Hotel drangehängt und flog Montag zu einer gesitteten Zeit nach Zürich. 

Natürlich funktionierte unsere Buchung nicht auf Anhieb. Kreditkartenlimit, Buchung nicht durchgegangen, Telefonat mit der Hotline, ... das Übliche. 

Hotel um die Ecke wurde gebucht für die Nacht von Samstag auf Sonntag. Durch die zusätzliche Nacht vom Local Reiseleiter hatten wir auch einen Aufenthaltsort für unser Gepäck.

Die Planung des Transfers stand für den nächsten Tag an, das wollten wir live am Schalter erledigen.

Tickets war noch ein heißes Eisen, aber auch das sollte irgendwie klappen. Notfalls schauen wir halt, was die Schwarzmarkthändler so im Angebot haben.

Nebenbei holten sich alle die abschließende Bestätigung, dass der Urlaub für Montag klar geht.

 

Da es nun bei uns mittlerweile irgendwas zwischen 4 und 5 Uhr morgens war, wurde es Zeit, sich mal eine Mütze Schlaf abzuholen. 

 

Ich bin echt zu alt für den Scheiß!

 

FINALEEEEEEEEEEEEEEEEEEE!

 

#WeHaveADream

#WerdetZurLegende

#GoForGold

#WirFürEuchUndIhrFürUns

#Weltmeisterbesieger

#Olympiasiegerbesieger    

 

Das Hotel

Oder: "You are breaking my heart"

 

Dieses Kapitel ist eigentlich nur für eine Anekdote, aber dann kann ich auch ein paar Worte zu unserem zweiten Hotel ins Seoul sagen.

Rezeption im 19. Stock. Aha. Klar. Wo sonst.

Insgesamt hatte das Gebäude über 30 Stockwerke.

Unser Zimmer lag im 26. Stock.

Ca. 38 Grad Raumtemperatur.

Mit den Toiletten konnte man vermutlich zum Mond fliegen.

Kleiderschrank nicht vorhanden.

Immerhin genug Platz auf dem Boden, um nochmal ein wenig umzusortieren.

 

In der Hotellobby sind wir auf ein paar Kanadier getroffen. Jup, feinfühlig wie ein Vorschlaghammer, ging geradewegs zu den Vortagesverlierern und fragte sie auf den Kopf zu, ob sie wohl für das Finale Tickets zum Verkauf hätten. Die Antwort der Dame war ein zerknirschtes "You are breaking my heart!"

 

Tja nun, da können wir keine Rücksicht drauf nehmen. Wir müssen auch sehen, wo wir bleiben. Immerhin sind wir im FINALE!!!

 

Ende vom Lied waren aber tatsächlich zwei Tickets, die wir für 800.000 statt 1.000.000 Won erhalten haben. Na immerhin. Damit hatten wir mit bereits drei Tickets aus der App schon mal 5 von 10 (Sascha brauchte ja auch eins) save!

 

Und jetzt wollten wir mal schauen, was Seoul uns so zu bieten hat.

Oh, ein Supermarkt.

Soju!!!

 

Das Sightseeing

Oder: Hui...

 

Wir hatten sage und schreibe einen Tag, um der südkoreanischen Hauptstadt Herr zu werden. Über 600 Quadratkilometer Fläche, knapp 10 Millionen Einwohner. Viel Platz und Manpower für eine Latte an Sehenswürdigkeiten. Also haben wir als Ziel die Herzensangelegenheit einiger Mitfahrer ins Auge gefasst: Das Hardrock Café.

 

Damit ist der Tag schnell erzählt.

Rumirren in dieser wirklich abartig riesigen, unterirdischen Central Station Seoul.

Fahrt zum Hardrock Café.

Auf dem Weg dorthin große Häuser.

Im Hardrock Café lecker gespeist und ein paar seltene Merchartikel von Seoul ergattert (der Rest war zwar reduziert, allerdings aus Busan...).

Rückweg zur Bahn, wieder große Häuser, diesmal beleuchtet.

Fahrt zum Hotel.

Wieder rumirren in diesem Labyrinth, das sich Bahnhof nennt.

Hotel.

Absacker in der Lobby (irgendwie anders als im Winners Hotel in Gangneung...)

Bett.

Tjoa... schön.

Ende.

 

Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren...

 

...to be continued...

Kommentar schreiben

Kommentare: 0